Gamification: So sollen Mitarbeiter spielerisch mehr leisten
13. Juli 2021Monotone Tätigkeiten sind ein Problem. Sie motivieren nicht und lassen die Mitarbeiter abstumpfen. Spielerische Elemente aus PC- und Smartphone-Spielen sollen dabei helfen, die Effizienz zu steigern. Das Stichwort heißt Gamification. Das bedeutet nichts anderes, als dass in die Arbeitsabläufe mit spieltypischen Elementen versehen werden. Die Unternehmensberatung Kearney hat hiermit gute Erfahrungen gemacht.
Verantwortliche in Produktionsbetrieben, insbesondere jene mit einem hohen Anteil an monotonen Tätigkeiten, kennen das Problem: Die Mitarbeiterleistung ist volatil und daher nicht vollständig planbar. Doch wie lässt sich hier gegensteuern? Ein recht neuer Ansatz zur Leistungsverbesserung ist die Gamification.
„Bei dieser Methode werden spieltypische Elemente in einem eigentlich spielfremden Kontext implementiert. Ähnlich wie z.B. bei World of Warcraft, Candy Crush oder Landwirtschaftssimulationen werden Spielende dazu befähigt, Stunde um Stunde bei einer im eigentlichen Sinne monotonen Tätigkeit eigenmotiviert Höchstleistungen zu erbringen.“
Thomas Luk, Partner und Automotive-Experte bei Kearney
Gamification steigert Motivation und Leistung
Die erfolgreiche Implementierung zahlt sich aus: In von Kearney durchgeführten Gamification-Projekten konnte die Arbeitszufriedenheit um bis zu 24 Prozent und die Mitarbeitermotivation um bis zu 33 Prozent nachhaltig gesteigert werden. Auch die Produktivität konnte um bis zu vier Prozent erhöht und die Fehlerhäufigkeit um bis zu drei Prozent gesenkt werden. In einem Beispielszenario eines führenden Automobilherstellers sind Leistungspunkte und der dadurch mögliche Erwerb und die Sammlung von attraktiven Fahrzeugen das zentrale Spielthema.
Thomas Luk: „Der Spielbezug zur Automobilindustrie und die individuelle und teambezogene Leistungsmessung werden in eine gemeinsame Anwendung integriert. Voraussetzungen für den Erfolg sind, neben der transparenten und nachvollziehbaren Leistungsmessung der Ergebnisse und erstrebenswerten Aktivitäten, die Belohnung von erwünschtem Verhalten und eine emotionale Ansprache. Weiterhin zählen ein individueller Spielpfad entlang bewusster Leistungskorridore, ‚Überraschungseffekte‘ und Herausforderungen im Spielverlauf, sowie der bewusste Einsatz von positiven und negativen Motivationsfaktoren zu den Erfolgsgrößen.“
Auch bei Amazon im Einsatz
Online-Riese Amazon setzt seit 2019 auf Gamification. In 20 seiner Fulfillment Center in den USA sind Spielelemente im Einsatz. Sie sind mit den Kommissionierungsaufgaben verknüpft und steigern Tempo und Effizienz bei der Arbeit und damit auch den Erfolg der Mitarbeiter in einem unter anderem „MissionRacer“ genannten Spiel zu steigern. Die Teilnahme am Spiel ist dabei freiwillig und der Modus kann beliebig ausgewählt werden.
Durch weiterentwickelte Ansätze von Gamification kann man laut Kearney zusätzlich ein Fünftel mehr Verbesserungsvorschläge für Betriebsabläufe erzielen. Das zeige, dass sie eine höhere Identifikation und ein besseres Verständnis ihres individuellen Beitrags gewinnen. Dadurch wiederum werden sie sich den Unternehmenszielen nachhaltig stärker verpflichtet fühlen – ein entscheidender Vorteil gegenüber herkömmlichen Motivationsprogrammen, die mit Auszeichnungen oder Punkten bewertet werden, die letztlich für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Unternehmen wertlos sind.
Deutliche Leistungssteigerung
Das Forschungsfeld der Gamification ist weiterhin offen, noch gibt es wenige spezifische Erfahrungen und Anwendungsbeispiele. Das Kearney Gamification Institute bietet schon heute eine fokussierte, funktionsübergreifende Expertise in der Automobilproduktion mit Expertinnen und Experten im Bereich Arbeitsmotivation und Mitarbeiterführung bis hin zu erfahrenen Anwenderinnen und Anwendern der Gamification. „Sicher ist, dass Gamification zukünftig, richtig angewendet, einen wesentlichen und wachsenden Beitrag zur nachhaltigen Leistungssteigerung und Mitarbeitermotivation leisten können wird und daher in keinem produzierenden Unternehmen unbeachtet bleiben sollte“, so Luk.
Foto: Kearney