Fragiler Autohandel in Zeiten von Corona
14. Juli 2021Für den Autohandel ist Corona eine echte Herausforderung. Der Bedarf an individueller Mobilität ist hoch, die Kundenkommunikation verändert sich, und gleichzeitig fehlt Ware, so die Aussage des DAT-Barometers Juni 2021. Zumindest bestätigten 77 Prozent der befragten Händler, dass die Beschaffungssituation schwierig sei. Bei 65 Prozent sind junge Gebrauchtwagen knapp. Speziell diese stehen hoch im Kurs, da sich viele Kaufinteressenten für einen solchen Pkw statt eines Neuwagens entscheiden würden – so die Aussage von 59 Prozent der Händler.
Der Autohandel tritt auf der Stelle
Die Neuzulassungen im Mai haben laut KBA mit 230.635 Einheiten kaum Veränderung zum Vormonat gebracht. Der Markt bewegt sich damit aktuell zwar auf der Stelle, performt aber im Vergleich zum Vorjahr deutlich besser. Er kann allerdings noch lange nicht an die Zeit vor Corona anknüpfen. Der Gebrauchtwagenmarkt fährt mit seinen 531.109 Besitz-umschreibungen im Mai ebenfalls mit gezogener Handbremse. Die Gesamtbilanz des bisherigen Jahres (rund 2,7 Mio. Besitzumschreibungen) kann sich zwar durchaus sehen lassen, sie liegt aber ebenfalls noch unter dem Zahlen vor Corona (2019: 3,1 Mio.).
Gebrauchte nur mit Nachlässen
Insgesamt 531.109 Besitzumschreibungen laut KBA im Mai sind etwas weniger als im Vormonat (-5%), und auch bei den Neuzulassungen sind keine Höhenflüge zu beobachten (230.635 Einheiten; +0,4%). Weiterhin hoch ist der Informationsbedarf zu den Umweltprämien. Das bestätigten 72% der Händler. Während neue E-Autos auf großes Interesse stoßen, sorgen gebrauchte eher für Bauchschmerzen: 52 Prozent der Händler gaben an, sie können solche Pkw nur mit starken Nachlässen verkaufen. Was die Kundenkommunikation in Zeiten von Corona betrifft, so registrieren 82 Prozent der Händler Veränderungen: Deutlich mehr Mails (bei 91 Prozent dieser Händler), deutlich mehr Telefonate (bei 88 Prozent), und immerhin 23 Prozent führen mehr Videoberatungen durch.
Geschäftsaussichten im Handel eher positiv
Die dritte Welle der Corona-Pandemie hat mit der fortschreitenden Impfkampagne und den sommerlichen Temperaturen deutlich an Kraft verloren, und so konnte auch der Autohandel wieder ein Stück mehr zur Normalität zurückkehren. Auf die Frage „Wie schätzen Sie Ihre Geschäftsaussichten für das zweite Halbjahr 2021 ein?“ gaben sich über die Hälfte eher positiv gestimmt: 41 Prozent sagten „etwas besser“, zehn Prozent meinten „wieder deutlich besser“. Die negativen Aussichten waren mit 13 „leicht rückläufig“ und fünf Prozent „deutlich rückläufig“ in der Unterzahl. Vergleicht man diese Aussagen mit denen von vor einem Jahr wird auch hier deutlich, dass sich die Stimmung aufgehellt hat.
Kommunikation mit den Kunden passt sich der Situation weiter an
Auf die Frage, wie sich die durch Corona eingeschränkten persönlichen Kontakte auf die Kommunikation im Autohandel ausgewirkt haben, bestätigten die meisten Händler (82%) Änderungen: 23 Prozent von ihnen gaben zu Protokoll, mehr Beratungen per Video durchzuführen, 91 Prozent mehr E-Mail-Verkehr zu haben, und 88 Prozent kommunizieren mehr telefonisch. So zeigt sich der deutliche Einfluss der dritten Welle: Im November 2020 verzeichnete nur die Hälfte der Händler bereits ein durch Corona geändertes Kommunikationsverhalten.
Mit Nachlässen bei gebrauchten E-Autos kämpfen
Insgesamt 72 Prozent der für das DAT-Barometer befragten Händler bestätigten, dass ihre Kunden einen erhöhten Beratungsbedarf bezüglich der Umweltprämie hätten. Grund hierfür sind die weiterhin verfügbaren Prämien für elektrifizierte Neu- und Gebrauchtwagen, die je nach Modell in unter-schiedlicher Höhe ausfallen können. Was den Verkauf von gebrauchten Elektrofahrzeugen betrifft, die nicht mehr förderfähig sind, so verkaufen 52 Prozent der Händler diese nur mit starken Nachlässen. 17 Prozent stimmten dieser Situation nicht zu, 31 Prozent gaben zu Protokoll, dass sie gar keine gebrauchten E-Autos im Sortiment hätten.
In Europa betraf 2020 jede zehnte Neuzulassung ein batterieelektrisches Auto oder einen Plug-in-Hybrid. Allerdings waren nur 5,4 Prozent der Neuzulassungen echte Elektroautos. Der Rest ergibt sich aus den unterschiedlichen Hybridsystemen, Gas (CNG, LPG) und Wasserstoff.
Foto: ProMotor/T.Volz