Können biogene Kraftstoffe das Klima retten?

Können biogene Kraftstoffe das Klima retten?

26. Januar 2023 0 Von Dr. Frauke Hewer

Zahlreiche Verbände und Unternehmen aus dem Mobilitätssektor haben sich in einem offenen Brief an die Bundesregierung gewandt. Darin fordern Sie, nachhaltige Kraftstoffe, so genannte HVO, in ihrer reinen Form zuzulassen. Dabei erfüllen sie die Anforderungen, die auch an Dieselkraftstoffe gestellt werden.

HVO (Hydrotreated Vegetable Oils oder auch: hydrierte Pflanzenöle) werden aus biogenen Rest- und Abfallstoffen gewonnen. Bislang sind diese HVO in Deutschland nur als geringfügige Beimischung zu fossilem Diesel zugelassen, was jedoch nach Ansicht der Unterzeichner des offenen Briefes für die Erreichung der Klimaschutzziele völlig unzureichend sei und überdies an der Marktnachfrage vorbeigehe.

Grüne Kraftstoffe: E-Fuels und HVO

Das deutsche Klimaschutzgesetze besagt, dass der Verkehrssektor in Deutschland bis zum Jahr 2030 seinen Ausstoß an CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 2019 nahezu halbieren muss. Um dieses Ziel erreichen zu können, müsse man laut den Unterzeichnern alle verfügbaren Defossilisierungsoptionen nutzen. Vor allem müsse auch der Kraftfahrzeugbestand, der absehbar auch zukünftig vom Verbrennungsmotor dominiert werde, in die Klimaschutzbemühungen einbezogen werden. Man nennt hier sowohl grünstrombasierte E-Fuels und biogenes HVO als mögliche Faktoren.

Aktuell ist HVO allerdings lediglich als geringfügige Beimischung zu fossilem Diesel zugelassen. Der öffentliche Verkauf an der Tankstelle dieses Kraftstoffs in reiner Form, so genanntes HVO100, ist in Deutschland – anders als in vielen anderen Staaten Europas – dagegen nicht zulässig, obwohl HVO100 die gängige Norm DIN EN 15940 für Dieselkraftstoff erfüllt.

Dieselnorm erfüllt

Dafür bedürfte es auch der Aufnahme dieser Kraftstoffnorm als Anforderung für die Inverkehrbringung in §4 der 10. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchV). Dieser Punkt stellt die Kernforderung der Unterzeichner des offenen Briefs an die Bundesregierung dar. Sie verweisen darauf, dass nahezu alle Fahrzeughersteller HVO100 für die von ihnen produzierten Dieselmotoren freigegeben haben und dass der Kraftstoff aus nachhaltigen Rest- und Abfallstoffen hergestellt wird, also nicht in Konkurrenz mit Futter- und Nahrungsmitteln steht.

CO2 mindern

Mit der rechtlichen Zulassung von HVO100 für den Straßenverkehrssektor könnten die CO2-Emissionen zahlreicher Dieselfahrzeugflotten bereits heute dauerhaft, nachhaltig und kosteneffizient gesenkt werden, heißt es in dem Schreiben. Für die Aufnahme der Dieselkraftstoffnorm EN 15940 in die 10. BImSchV wäre das Bundesumweltministerium zuständig, welches bislang aber blockiert.

„Das steht im eklatanten Widerspruch zu dem von Bundesumweltministerin Lemke vor wenigen Tagen propagierten Ausbau des Einsatzes von Kraftstoffen aus Abfall- und Reststoffen.“

Elmar Kühn von UNITI

In diesem Zusammenhang hatte Frau Lemke des Weiteren den Willen bekundet, aus Biokraftstoffen basierend aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen bis zum Jahr 2030 aussteigen zu wollen. Kühn kritisiert das: „Wir sind vielmehr auf sämtliche Optionen an grünen Kraftstoffen angewiesen. Den Ausstieg aus einer Kraftstoffoption voranzutreiben und gleichzeitig den Einstieg allen Lippenbekenntnissen zum Trotz in eine andere zu verhindern, lässt den Schluss nahe, dass es dem BMUV nicht um Klimaschutz geht, sondern einmal mehr um den ideologisch intendierten Kampf gegen den Verbrennungsmotor und damit gegen die bezahlbare individuelle Automobilität.“

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