Mobilitätsstudie: Das Auto bleibt beliebt

Mobilitätsstudie: Das Auto bleibt beliebt

11. Mai 2022 0 Von Dr. Frauke Hewer

Viel wird darüber spekuliert, dass die individuelle Mobilität auf lange Sicht weniger attraktiv sein wird. Bisher allerdings setzen die Deutschen auf das Auto als Fortbewegungsmittel, vor allem auf dem Land. Das belegt die neue Mobilitätsstudie einer Versicherung.

Konzepte, die einseitig auf Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn setzen, sehen die Deutschen insgesamt mit großer Skepsis. Denn das Auto erfüllt für zwei Drittel von ihnen sowohl heute wie in Zukunft mit Abstand am besten ihre Anforderungen – gerade auch nach den Corona-Erfahrungen. Selbst in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg ist die Mehrheit der Bevölkerung dieser Meinung. Grund sind vor allem Elektroautos, deren Beliebtheit rasant steigt.

Mobilitätsstudie zeigt Beliebtheit von CO2-freien Antrieben

Das sind Kernergebnisse der neuen HUK-Coburg Mobilitätsstudie, in der nach 2021 zum zweiten Mal in Folge mehr als 4.000 Personen ab 16 Jahren repräsentativ und zeitgleich in allen 16 Bundesländern zu Mobilitätskonzepten der Zukunft befragt wurden.

„Für die Mehrzahl der Deutschen ist das alleinige Zurückdrängen des Autos keine zielführende Zukunftsstrategie – auch nicht in den Städten. Favorisiert wird der Umstieg auf Elektro- oder andere CO2-freie Antriebe verbunden mit der Forderung nach einer deutlichen Kostensenkung für erneuerbare Energien.“

Dr. Jörg Rheinländer, Vorstand bei der HUK-Coburg

Angst vor teurer Mobilität

Ihren zentralen Wunsch nach individuell und flexibel nutzbaren Verkehrsmitteln sehen die Deutschen laut Studie durch steigende Kosten stark gefährdet. Jeder zweite Befragte sieht die größte Gefahr bei zukünftigen Mobilitätskonzepten darin, dass sie die Kosten der Mobilität weiter verteuern (48 Prozent). Jeder dritte Befragte glaubt, dass beim Umstieg auf Elektromobilität steigende Strompreise und ein verknapptes Strom-Angebot nicht genügend Beachtung finden (34 Prozent).

Wegen zu geringem Umweltschutz ängstigen sich halb so viele (18 Prozent). Dies sind ein Drittel weniger als im Vorjahr (27 Prozent). Deutlich davor liegen jetzt die Sorgen vor einer „zu starken öffentlichen Bevormundung“ (23 Prozent), „zu einseitigem Forschen nur in vorgegebene Richtungen“ und dem „Verlust an Individualität und Selbstbestimmung bei der Wahl von Fortbewegungsmitteln“ (je 22 Prozent).

Elektroautos sind beliebt

Grundsätzlich sind die Deutschen nicht gegen eine ökologische Verkehrswende. So folgt ihrem Hauptwunsch nach bezahlbaren oder sogar sinkenden Mobilitätskosten (49 Prozent bzw. 37 Prozent) auf Platz 3 der Wunsch nach CO2-Freiheit im Verkehr (26 Prozent). Das Elektroauto wird dabei mit Abstand am positivsten beurteilt. Jeder fünfte Befragte sieht es bereits als das ideale Fortbewegungsmittel der Zukunft.

Das sind rund doppelt so viele wie die, die Bus oder S-Bahn für ideal halten. Hier stagnieren die Zustimmungswerte im Vergleich zu heute. Auch der Zug wird im Voting vom E-Auto zukünftig klar überholt. Für jeden fünften Befragten kommt künftig auch nur noch ein reines E-Auto in Frage, bei den unter 40-Jährigen für jeden Vierten. In Berlin fokussieren sich sogar 28 Prozent (Vorjahr 19 Prozent) bei einem zukünftigen Kauf auf E-Autos. Allerdings: In mehr als jedem dritten Fall, wo Befragte in den vergangenen zwölf Monaten einen Autokauf wegen zu langer Lieferzeiten verschoben haben, handelte es sich um ein Elektroauto.

Mobilität ist nicht besser geworden

Die Deutschen stellen der Mobilitäts-Entwicklung in den letzten fünf Jahren ein schlechtes Zeugnis aus. Ob bei Kosten, Schnelligkeit, Flexibilität, Hygiene, Organisierbarkeit und auch CO2-Freiheit: In keinem der zehn von der Mobilitätsstudie abgefragten Bereich wird mehrheitlich eine Entwicklung zum Besseren festgestellt. Am stärksten negativ wird die Entwicklung bei Kosten und Bezahlbarkeit für alle Bevölkerungsgruppen gesehen. Dabei fällt das Fazit der über 40-Jährigen besonders hart aus. Die unter 40-Jährigen sehen so etwa zumindest keine Verschlechterung bei der Organisierbarkeit und Schnelligkeit von Mobilität. Die Älteren sehen dagegen auch in diesen beiden Bereichen klar negative Tendenzen.

Dr. Jörg Rheinländer: „Bei der Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger von den Verantwortlichen einen ergebnisoffenen Umgang mit neuen Lösungen und vor allem auch die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse. Das gilt besonders für die Älteren. Die Jüngeren zeigen sich offener.“

Die HUK-Mobilitätsstudie 2022 basiert auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 4.173 Personen zwischen dem 14.01.2022 und 02.02.2022 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweiligen Bundesländer sowie für die gesamte Bevölkerung in Deutschland ab 16 Jahren.

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