Reparaturkosten von Elektroautos schießen in die Höhe

Reparaturkosten von Elektroautos schießen in die Höhe

16. November 2023 0 Von Jürgen Rinn

Die Reparatur eines Autos wird immer teurer. Das gilt besonders für Elektrofahrzeuge. Laut einer Studie des GDV sind E-Autos die Reparaturkosten von Elektroautos ein Drittel teurer als vergleichbare Verbrenner. Im Zuge der Kosten für die E-Mobilität kommt man seitens der Versicherungswirtschaft in einer neuen Untersuchung zu diesem Fazit. „Die Reparaturkosten von Elektroautos sind viel höher. Sie liegen im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen unter Verweis auf eine neue Untersuchung des Verbandes.

Hinsichtlich der Unterstützung für die Mobilitätswende merkte er an: „Dass wir als Gesellschaft unsere Fahrzeuge künftig nicht mehr mit fossilen Rohstoffen antreiben, ist und bleibt angesichts der ökologischen Herausforderung des Klimawandels der einzig richtige Weg“, und merkt an: „Wir Versicherer wollen diesen Wandel begleiten und positiv mitgestalten, daher warnen wir frühzeitig vor dieser Entwicklung.“

Hohe Reparaturkosten für Elektroautos haben mehrere Gründe

Dabei verwies Asmussen auch auf das zweite zentrale Ergebnis der Studie: „In der Kfz-Haftpflichtversicherung, also bei Unfällen, in denen mit einem Auto andere geschädigt werden, verursachen Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner.“ Noch deutlicher sei der Vorteil der Elektroautos in der Vollkasko-Versicherung, also den Schäden am eigenen Auto. „Hier entstehen bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden“, erklärt er. Beide Faktoren, also teurere, aber weniger Schäden bei Elektroautos, werden bei der Berechnung der individuellen Typklassen des jeweiligen Modells berücksichtigt.

Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, führt die im Vergleich zu Verbrennern deutlich höheren Reparaturkosten bei Elektroautos auf vier Hauptgründe zurück. Er nennt zunächst die hohen Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien bei verbesserungswürdigen Tauschkriterien, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten. Zudem führe Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektroautos zu hohen Kosten. Etwa weil sie sehr lang in Quarantäne gelagert oder durch Vorsichtsmaßnahmen in Tauchbäder in Löschcontainern zu Totalschäden werden. Außerdem bemängelt er lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an E-Autos.

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„Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur rund 10 Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen. Mit Blick auf Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachtern fehlen deshalb noch Erfahrung und bewährte Verfahren im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos. Angesichts des zu erwartenden Wachstums besteht deshalb deutlicher Handlungsbedarf.“

Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik

Hersteller und Werkstätten sollen hohen Reparaturkosten entgegenwirken

Um diese Entwicklung zu stoppen, hat die Versicherungswirtschaft konkrete Forderungen an die Hersteller, wie Heinz Gressel betont, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kraftfahrt. Batterien sollten demnach schon beim Design der Fahrzeuge so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle schützen. Zugleich sollten Werkstätten und Gutachtern aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie nach einem Unfall zur Verfügung gestellt werden. Außerdem, so Gressel, sollten wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Anleitungen für die Reparatur und den teilweisen Austausch beschädigter Batterien vorhanden sein. Und es sollten präzise Kriterien für den Umgang mit verunfallten Elektroautos entwickelt und Werkstätten, Abschleppunternehmer und Feuerwehren umfassend qualifiziert werden.

Auch Werkstätten und Gutachter gefordert

Von den Werkstätten und Gutachtern fordern die Versicherer laut Gressel, dass Batterien bei beschädigten Elektroautos schnell geprüft, Brandgefahren früh ausgeschlossen und Quarantänelagerungen möglichst kurzgehalten werden. Zudem sollten vermehrt Fachkräfte für die Reparatur von Elektroautos aus- und weitergebildet werden. „Wenn die Kosten für Elektromobilität aus dem Ruder laufen, sinkt auch deren Akzeptanz. Und das dürfen wir nicht riskieren“ bringt es Gressel auf den Punkt.

Für die aktuelle GDV-Untersuchung wurden 37 Modellpaare aus Elektroautos und Verbrennern gebildet, die sich möglichst ähnlich sind. Dann wurde ausgewertet, wie sich die Häufigkeit und die Höhe der Schäden sowohl in der Kfz-Haftpflicht- als auch in der Vollkaskoversicherung über drei Jahre entwickelt haben.

Foto: Auto-Medienportal.Net/ZF
Grafik: GDV

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