90 Jahre DAT: Gekommen, um zu bleiben
2. März 2021Die DAT feiert Geburtstag: was vor 90 Jahren mit einem besonderen Auftrag begann, hat sich bis heute zur neutralen Dateninstanz der automobilen Wirtschaft entwickelt.
Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) wurde aus marktwirtschaftlicher Notwendigkeit heraus gegründet. Die Automobilbranche war Ende der 1920er Jahre in ihrer noch jungen Existenz bedroht. Dies betraf sowohl die sehr viel größere Anzahl an Herstellern im Vergleich zu heute, als auch die Automobilbetriebe. Sprichwörtlich zur Rettung der Automobilwirtschaft wurde sie von den damaligen Branchenverbänden gegründet. Was pathetisch klingen mag, war aber so. Händler überboten sich gegenseitig mit Rabatten, nahmen Gebrauchtwagen überteuert in Zahlung. Hersteller hatten mit Überkapazitäten sowie den Nachwirkungen der Kriegswirtschaft und alle Beteiligten mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen. Eine Lösung musste her und zwar mit Rahmenbedingungen, Regeln und validen Daten zur Marktanalyse. Gesammelt und zur Verfügung gestellt von einer neutralen Instanz, die Geburtsstunde der DAT.
Bindeglied zwischen Interessengruppen der Autobranche
Von Anbeginn und bis heute gilt die DAT als eine unparteiische Organisation und steht als Regulativ zwischen allen Akteuren der Autobranche. Ihre Gesellschafter waren damals wie heute der VDA, VDIK und ZDK, bzw. deren Vorgängerorganisationen – also die Automobilindustrie und der Autohandel samt Werkstätten. Die Konstellation ihrer Gesellschafter und die davon ausgehende Interessenvielfalt garantiert, dass die DAT keinem Markbeteiligten Vorteile einräumen könnte (zum Beispiel bei der Bewertung von Kraftfahrzeugen), ohne dadurch sofort den Protest der jeweils negativ betroffenen Gesellschafterpartei auszulösen. Hinzu kommt: Ein Beirat aus Verbraucherverbänden (ADAC, ACE, AvD etc.) überwacht das Handeln der DAT.
Markt ordnen, sortieren, normieren und Daten strukturieren, alles seit 1931
Die Akteure der Autobranche haben sich verpflichtet, Herstellerdaten und Händlerinformationen zu übermitteln. Diese werden konsolidiert, in einheitlichen Formaten strukturiert, mit eigenem Know-how angereichert und dem Markt wieder zur Verfügung gestellt. So kann jeder jede Information einsehen. Damit weiß beispielsweise Händler der Marke A, was der Gebrauchtwagen der Marke B wert ist und wie sich notwendige Reparaturaufwände auf den Preis der Inzahlungnahme auswirken.
Der Automobil-, Finanz-, Sachverständigen- und Versicherungswirtschaft in Deutschland werden die notwendigen Markt- und Fahrzeugdaten geliefert, als „Datenwerkzeugkasten“ für deren Tagesgeschäft. Damit sie ein elementarer Bestandteil der Branche. Mit dem Produkt „SilverDAT“ gilt sie als der führende Daten- und IT-Systemlieferant in der Automobilwirtschaft in Deutschland. Inzwischen ist der Marktbeobachter auch in 23 weiteren Märkten in Europa und in Asien erfolgreich.
DAT weiß, wie der Autokäufer tickt
Und man weiß noch mehr. Um nicht nur durch die Brille der Autoindustrie und des Handels zu blicken, hat sich man sich dort bereits in den 1970ern mit der Sichtweise der Endverbraucher auf Autokauf und Werkstatt beschäftigt. Damit wurde DAT-Report als strategisches Werk geboren. Aus dieser umfangreichen Studie, die jährlich über 4.000 Endverbraucher nach ihren automobilen Befindlichkeiten und Stationen der Customer Journey befragt, können alle Akteure der Branche, ihre Schlüsse zu ziehen. So gilt der DAT-Report bis heute als das Standardwerk der Autobranche.
„Als ich neulich einem sehr erfahrenen Juristen im Unternehmensrecht die Satzung der DAT gezeigt habe, hat dieser mit Verwunderung festgestellt, dass die DAT-Geschäftsführung nicht dem Weisungsrecht ihrer Gesellschafter unterliegt. Dies wäre ihm in 30 Jahren Berufspraxis noch nicht untergekommen. Für meine Kollegen in der Geschäftsführung und mich ist diese Konstellation aber tatsächlich Alltag. Der Kreis unser Gesellschaftervertreter ist recht groß und auch von einer laufenden Fluktuation geprägt. Ich selbst aber habe es in den zurückliegenden 26 Jahren als Mitarbeiter der DAT kein einziges Mal erlebt, dass jemand aus den Gremien jemals auch nur ansatzweise zum Beispiel Einfluss auf die von uns veröffentlichten Gebrauchtfahrzeugwerte nehmen wollte. Offenbar haben alle den notwendigen Respekt vor unserer Schiedsrichterrolle. Denn diese würde sofort in Schieflage geraten, wenn wir hierbei etwas anderes als die real existierenden Markverhältnisse abbilden würden. Das ist in den letzten 90 Jahren nicht vorgekommen und wird auch in Zukunft nicht geschehen. Wegen der weiterhin angespannten Corona-Lage können wir – das ist sehr schade – am 28. Februar das 90jährige Bestehen unseres Hauses nicht gebührend mit der Branche feiern. Wir werden dies voraussichtlich im Sommer zumindest mit der DAT-Belegschaft und einigen Vertreterinnen und Vertretern der DAT-Gesellschafter nachholen. Unabhängig davon gilt natürlich auch für die nächsten 90 Jahre: Automobiles Wissen beginnt mit uns.“
Jens Nietzschmann, DAT-Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsleitung
DAT schaut uneigennützig in die Zukunft
Neben den etablierten Themen, die ständig weiterentwickelt und verfeinert werden, nimmt man sich auch kontinuierlich neuen Geschäftsfeldern an, wie etwa Telematik und künstliche Intelligenz, das sind nur zwei davon. Durch die Beteiligung an Start-ups oder das Entwickeln neuer Technologien für den Einsatz künstlicher Intelligenz will man Standards für die Branche setzen und der Rolle als Dateninstanz treu bleiben.
Zu guter Letzt kurz angemerkt, ist die DAT keine „Heuschrecke“, sondern gehört den drei Verbänden der Automobilbranche. Sie entwickelt Lösungen für nahezu alle Geschäftsmodelle der Branche selbst oder hilft anderen Unternehmen dabei, solche zu etablieren. Die Leistungen werden nach eigener Aussage flächendeckend zu fairen Preisen angeboten. Und man betreibe auch keine Gewinnmaximierung oder schröpfe Kunden. Interessierte Endverbraucher erhalten ihre Gebrauchtfahrzeugwerte über die DAT-Homepage sogar kostenfrei.
Foto: DAT