DAT-Report 2021: Pflege und Wartung liegen vorn

DAT-Report 2021: Pflege und Wartung liegen vorn

10. Februar 2021 0 Von Jürgen Rinn

Der neue DAT-Report 2021 bietet interessante Einblicke in die automobilen Befindlichkeiten im Ausnahmejahr 2020. Und obwohl die Fahrleistung sinkt, stehen bei den Autofahrern Pflege und Wartung hoch im Kurs. Ein Gewinner ist darüber hinaus das Fahrrad.

Der DAT-Report erscheint seit 1974 und gilt als Standardwerk der Automobilbranche sowie neutrale Quelle für Informationen zum Verbraucherverhalten rund um den Gebrauchtwagen- und Neuwagenkauf sowie das Werkstattgeschäft. Besonders interessant erscheint dieses Mal die Betrachtung des Ausnahmejahres 2020, mit einigen Überraschungen.

Eines vorab, die Bedeutung des Automobils ist gestiegen. So wurde während des vergangenen Jahres das eigene Automobil häufiger genutzt, um Strecken zurückzulegen, für die man möglicherweise vorher ein anderes Verkehrsmittel genutzt hätte. Dazu wurden die Pkw-Halter gefragt, ob beeinflusst von Corona, welche der Verkehrsmittel im Vergleich zu der Zeit vor Corona ‚häufiger‘, ‚unverändert‘ oder ‚weniger‘ im Alltag genutzt werden. Dabei nutzen 25 Prozent aller repräsentativ befragten Pkw-Halter 2020 das eigene Automobil häufiger als vor der Corona-Zeit. Insgesamt 21 Prozent fuhren, wo es ging, häufiger mit dem Fahrrad, und 28 Prozent gingen häufiger zu Fuß.

Jahresfahrleistung ist leicht zurückgegangen

Insgesamt ist laut DAT-Report 2021 die Fahrleistung aller Pkw-Halter im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 6,0 Prozent zurückgegangen. Als Gründe hierfür werden der Lockdown und die Arbeit im Homeoffice genannt. Am stärksten war der Rückgang bei den Dieselfahrern (11,7 % weniger Fahrleistung) zu beobachten. Während des ersten Lockdowns im März und April 2020 betrug der Rückgang insgesamt 25 Prozent, im September waren es noch -4 Prozent. Dagegen sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass mehr Menschen mit dem eigenen Auto in den Urlaub fuhren. Wurde 2020 ein neues oder gebrauchtes Automobil angeschafft, trat man damit auch häufig die Reise in den Urlaub damit an.

Weniger Reparaturen, mehr Wartungen

Durch die Corona-Maßnahmen ist die Fahrleistung insgesamt gesunken, was auch Auswirkungen auf das Reparaturgeschäft in den Werkstätten hatte. Nur 32 Prozent aller Pkw-Halter gaben im DAT-Report 2021 an, dass an ihrem Fahrzeug Verschleißreparaturen durchgeführt wurden. Addiert man die unterschiedlichen Reparaturen, die vorgenommen wurden und berücksichtigt alle Pkw, an denen nichts repariert wurde, so kommt man statistisch auf 0,44 Reparaturen pro Pkw, erklären die Autoren der Studie. Dies wäre ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr (2019: 0,51 Reparaturen pro Pkw). Ganz anders war es jedoch bei den Wartungsarbeiten. Hier wurden sogar mehr solcher Arbeiten durchgeführt. Nach 0,88 Wartungsarbeiten pro Pkw im Jahr 2019 waren es, 2020 nun 1,05 Arbeiten.

Auch die sehr hohe Werkstatttreue kann sich sehen lassen. Insgesamt 88 Prozent aller Pkw-Halter gaben an, die anfallenden Reparatur- und Wartungsarbeiten immer in derselben Werkstatt durchführen zu lassen. Das ist eine Steigerung um sieben Prozentpunkte zum Vorjahr. Besonders die Pkw-Halter der Generation 50+ wiesen mit 91 Prozent die höchste Werkstatttreue auf. Allerdings gaben zwölf Prozent aller Pkw-Halter an, gelegentlich auch die Werkstatt zu wechseln.

Kunden wollen Werkstatt-Kosten schon im Vorfeld wissen

Mehr denn je sind Kostenvoranschläge gefragt. Sicherlich angesichts der finanziellen Situation zahlreicher Pkw-Halter war das Interesse an Kostenvoranschlägen 2020 enorm hoch. Vor anstehenden Reparaturarbeiten holten 80 Prozent der Pkw-Halter einen Kostenvoranschlag ein. Bevor es zu Wartungsarbeiten kommt, wollten 59 Prozent wissen, wie teuer es wird. Beides sind deutliche Steigerungen zu den Vorjahren und spricht für eine gestiegene Preissensibilität der Pkw-Besitzer.

Auch bei Pflege und Wartung kommt dem eigenen Auto eine hohe Bedeutung zu. Welche Beziehung die Autobesitzer zu ihren Fahrzeugen haben, offenbart sich in zahlreichen Situationen, die für den DAT-Report 2021 abgefragt wurden. Demnach haben 41 Prozent ihr Auto „liebgewonnen“ und ziehen Reparaturen in Erwägung, auch wenn dies unwirtschaftlich ist. 55 Prozent lassen kleine Roststellen und Kratzer sofort beseitigen. Dreiviertel aller Befragten schieben Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht auf. 67 % finden, der eigene Pkw muss innen und außen gepflegt aussehen, sonst würden sie sich nicht wohlfühlen. Und 92% meinen, der Pkw muss immer in einwandfreiem technischem Zustand sein.

Alternative Antriebe sind interessant, aber wenige entscheiden sich dafür

Überlegung zu alternativen Antrieben haben sicher viele, gekauft wurde dann meist ein Verbrenner. 38 Prozent der Neuwagenkäufer hatten während der Informationsphase auch eine alternative Antriebsart in Erwägung gezogen. Im Fokus standen dabei in erster Linie Hybridantriebe (mit [18%] und ohne [21%] externe Lademöglichkeit). An rein batteriebetriebenen Autos waren lediglich elf Prozent interessiert, in der Realität kauften 2020 laut KBA nur knapp neun Prozent aller privaten Neuwagenkäufer so ein Auto.

Dagegen ist in den vergangenen fünf Jahren grundsätzlich die Kenntnis über alternative Antriebe gestiegen. Das gilt insbesondere bei den rein batteriebetriebenen Fahrzeugen. Im Detail waren es 15 Prozent der Neuwagenkäufer, die angaben, sich intensiv damit beschäftigt zu haben. Viel gehört oder gelesen hatten 41 Prozent, etwas gehört oder gelesen 33 Prozent. Trotzdem sprechen Reichweite, Ladezeiten, Infrastruktur sowie Kaufpreise noch gegen E-Autos. Neuwagenkäufer, die sich 2020 kein rein batterieelektrisches Fahrzeug gekauft haben (insgesamt über 90 % aller Neuwagenkäufer), gaben an, dass dies auch an der Reichweite, gefolgt von Ladezeiten und Ladeinfrastruktur gelegen habe. Bei den Gebrauchtwagenkäufern waren es vor allem die hohen Anschaffungspreise und die Reichweite, die gegen eine Anschaffung eines solchen Pkw sprachen.

Foto: DAT

Hier klicken und Beitrag bewerten