Haben die Auto-Manager Kreide gefressen?
13. September 2019Kommentar
Es ist noch gar nicht lange her… Autos konnten nicht schnell und nicht groß genug sein. Auf Automessen fand man seriöse Männer in schicken Anzügen. Es wurde poliert, gewienert, gewischt. Alles musste perfekt sein. Fahrräder, Roller oder altes Blech war nicht zu sehen. Die IAA 2019 konnte nur eins bewahren: das Polieren, Wienern und Wischen.
Was für ein Wechsel. Eine ganze IAA-Halle voller Oldtimer. Ein Freigelände mit Fahrrädern und Rollern. Ein Taxi ohne Fahrer. War der morgendliche Nebel des ersten Pressetags in die Köpfe der Automanager gezogen? Plötzlich fahren alle elektrisch und wollen irgendwie CO2-neutral, ökologisch oder einfach nur hip sein.
Nadelstreifen und Turnschuhe
Conti-Chef Degenhart kam in Nadelstreifen und Turnschuhen, ganz ohne Krawatte zur Pressekonferenz. Und sprach von Herzschlag und gesundem Ökosystem. Jeder, einfach jeder, der etwas zu sagen hatte, wollte plötzlich einen grünen Anstrich. Und auch wenn nichts gesagt wurde, so war es dennoch grün. Es war wie mit dem Wolf im Märchen von den sieben Geißlein. Um seine Stimme heller erscheinen zu lassen, hatte der Wolf Kreide gefressen. Geholfen hat es ihm am Ende nicht.
So präsentierte Mercedes seine dicksten Karossen vor einer Wand aus Grünzeug. Das sah nach reinstem Greenwashing aus. Eine Armada von Elektrofahrzeugen karrte fußlahme Journalisten über das Messegelände. Woher der Strom dafür kommt und ob er CO2-neutral produziert wird: Nebensache. Hauptsache, die schicken Karossen kommen zur Geltung.
Ideen für die Mobilität von morgen?
Neue Ideen für die Mobilität von morgen musste man dennoch mit der Lupe suchen. Reicht es für die Fortbewegung von morgen, das SUV mit einem Elektroantrieb zu versehen? Hilft es, wenn plötzlich die Ladesäulen in schickem Design daherkommen?
Dazu noch geschrumpfte Messeauftritte. Früher, ja, da füllte BMW noch eine ganze Halle. Die teilt man jetzt mit anderen. Die Gänge in der komplett vom VW-Konzern belegten Halle waren seltsam breit geworden. Die früher von Mercedes in eine Ode ans Auto komplett verwandelte Festhalle schimmerte jetzt an manchen Stellen durch die futuristisch anmutende Ausstellung hindurch und ließ sie dadurch seltsam unfertig erscheinen.
Sparwahn oder Verwirrung
War das Sparwahn gepaart mit Verwirrung? Die IAA 2019 gab ein seltsames Bild. Wer erwartet schon Elektro-Tretroller und E-Bikes auf einer Messe, in der sonst dem Auto gehuldigt wird, auch weil sie das in ihrem Namen trägt? Die IAA soll in Zukunft eine Mobilitätsmesse sein. Die Aussteller haben das noch nicht wirklich verinnerlicht. So oszillierte die Messe zwischen dicken Karossen, grünem Schein und ganz viel heißer Luft. Mal schauen, ob es sie in zwei Jahren noch gibt.
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