Caravaning-Boom: Wachsendes Potenzial für Autohändler und Werkstätten

Caravaning-Boom: Wachsendes Potenzial für Autohändler und Werkstätten

19. März 2021 0 Von Jürgen Rinn

Mit über 107.000 neu zugelassenen Reisemobilen und Caravans war 2020 erneut ein Rekordjahr für die Caravaning-Branche. Das Kraftfahrtbundesamt bezifferte zum Stichtag 31.12.2020 die zugelassenen Wohnwagen und Reisemobile auf über 1,4 Millionen. Dieser Caravaning-Boom wird auch für Autohändler und Kfz-Werkstätten ein immer interessanteres Geschäft. Die „Masterstudie Caravans und Reisemobile in Deutschland“ von der puls Marktforschung und der gsr Unternehmensberatung zeigt das Potenzial im Handel und Service sowie dem Mietgeschäft auf.

Geschäftseinstieg oft ohne große Investitionen möglich

Diese Entwicklung macht immer mehr Autohändler neugierig, denn in den Geschäftsfeldern Fahrzeughandel, Service und Vermietung ist viel zu holen – bei oft geringem Mehraufwand, denn wer Nutzfahrzeuge im Angebot hat und repariert, kann diese Ausstattung und Kenntnis auch für ein veritables Geschäft mit Freizeitfahrzeugen nutzen. Spezifische Anforderungen sind allerdings zu beachten, denn die oft kaufkräftige Zielgruppe ist anspruchsvoll. Dies gilt sowohl für die Auswahl an Fahrzeugen vor Ort und eine kompetente Beratung, aber auch für einen leistungsfähigen Service. Dieser ist, was das Fahrzeug angeht, vergleichbar mit dem gängiger Serienfahrzeuge. Beim Aufbau allerdings sind besondere Kenntnisse und Fertigkeiten erforderlich, etwa hinsichtlich der Wasser- und Gas-Anlage oder für die Instandhaltung des Aufbaus innen und außen. Die Studie zeigt hier, dass die Kunden eine gute Betreuung schätzen und dafür auch gerne zahlen. 

Mietwagen als Einstieg – für Kunden und Händler

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studie in den Details, dass sich eine völlig neue Zielgruppe dem Caravaning zuwendet. Die am Caravaning Interessierten sind mit 44 Jahren im Schnitt deutlich jünger als es das „Gartenzwerg-Image“ vermuten lässt. Dies spiegelt sich auch in einem immer breiteren Angebot für nahezu jeden Geschmack und Geldbeutel wider.

Der Caravaning-Boom zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Apropos Budget: Für die Anschaffung eines Reisemobils (neu und gebraucht) wurden laut Angaben der Befragten im Durchschnitt in den letzten Jahren 31.234 Euro investiert, für einen Wohnwagen waren es 12.884 Euro. Hinzu kommen erhebliche Ausgaben für Zubehör: Besitzer geben jährlich zwischen 500 (Wohnwagen) und 1.000 Euro (Reisemobile) für diverses Zubehör aus. Von sehr großer Bedeutung ist das Geschäft mit Mietfahrzeugen. Bis zu 50 Prozent der Caravaning-affinen geben an, innerhalb der nächsten 12 Monate ein Fahrzeug mieten zu wollen, dafür werden im Durchschnitt 100 Euro je Tag investiert.

Caravaning-Boom: davon können jetzt viele profitieren

„Das sind auch für den Autohandel hochinteressante Zahlen. Bei den Umsatztreibern Kauf, Miete, Service und Zubehör können viele Autohäuser mitmischen.”

Niklas Haupt von puls Marktforschung

So gibt mehr als jeder Fünfte Kaufinteressierte an, sich für die Segmente Campingbus oder Kastenwagen zu interessieren – diese Modelle werden von vielen Fahrzeugherstellern angeboten und entsprechend nicht nur über spezialisierte Wohnmobilhändler vertrieben: 26 Prozent der Neufahrzeug-Käufer geben an, den Vertrag bei einem Autohändler unterschrieben zu haben, bei spezialisierten Händlern sind es 57 Prozent. Ein großes Potenzial stellt auch das Geschäft mit gebrauchten Kompakt-Reisemobilen dar – denn 59 Prozent der Käufer haben ein Fahrzeug mit Vorbesitzer erworben, mehr als die Hälfte allerdings von Privat.

„Wir raten Autohäusern, die Möglichkeiten in diesem Wachstumsmarkt im Einzelfall zu prüfen. Da, wo Vans und Nutzfahrzeuge verkauft und gewartet werden, ist oft mit wenig Aufwand ein konkretes Angebot für Caravaning-Kunden rasch entwickelt“, weiß Rainer Strobel. Seine Berater unterstützen Autohäuser seit vielen Jahren bei diesen Entwicklungen und kennen die spezifischen Anforderungen im Verkauf und Service.

Chancen werden nur zum Teil genutzt

Ganz allgemein ist die Zufriedenheit mit dem Handel ausbaufähig, denn je nach Produktgruppe geben nur rund 30 bis 40 Prozent an, „sehr zufrieden“ mit dem Kaufprozess zu sein. Insbesondere bei der Beratung zu den Finanzierungs-möglichkeiten gibt es Verbesserungsbedarf. „Hier bleibt ein großes Potenzial ungenutzt“, sagt Rainer Strobel von der gsr Unternehmensberatung in Augsburg, „und dies betrifft nicht nur zusätzliche Erträge sondern auch Chancen der Kundenbindung und Angebote im After-Sales“.

Foto: Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD)

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