Diskussion um Autokaufprämie: eine Hängepartie

Diskussion um Autokaufprämie: eine Hängepartie

26. Juni 2020 0 Von Jürgen Rinn

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Automobilhandel sind im DAT-Barometer das Schwerpunktthema im Mai 2020. Fazit: Die Diskussion um eine Autokaufprämie wurde zur Hängepartie. Dazu kommen mehr Nachlassforderungen von Kunden und eine schwierige Beschaffungssituation bei individuell konfigurierbaren Neuwagen.

Der Autohandel spürt die Auswirkungen der Corona-Pandemie sehr deutlich. Zwar sind die Neuzulassungen (168.148) und Besitzumschreibungen (549.050) im Mai wieder gestiegen, sie liegen aber immer noch deutlich unter dem Vorjahresmonat. Die Diskussion um eine Autokaufprämie hat Kaufentscheidungen der Endverbraucher beim Handel gebremst.

Autokaufprämie bremst

Immerhin haben 57 Prozent der Interessenten wegen der Diskussion um eine solche Prämie ihre Kaufentscheidung hinausgezögert. Die dabei aufgetretenen häufigen Nachlassforderungen durch Endverbraucher bestätigen dies. So machten 67 Prozent der Händler deutlich, dass seitens privater Interessenten vermehrt Nachlässe gefordert wurden. Alles in allem bleibt der Fahrzeugmarkt trotz der leichten Belebung im Mai noch weit hinter dem Vorjahr zurück. Kumuliert liegen die Neuzulassungen in den ersten fünf Monaten 35 Prozent unter Vorjahr, und die Besitzumschreibungen um 16 Prozent.

Auch der Gebrauchtwagen-Risikobestand ist stark gewachsen. Aktuell stehen 38 Prozent aller Gebrauchtwagen beim Handel länger als 90 Tage auf dem Hof und zählen damit zum Risikobestand. Im November lag dieser Wert noch bei 29 Prozent. Insgesamt stehen aktuell gebrauchte Diesel- und Benzin-Pkw 103 beziehungsweise 104 Tage auf Halde.

Geschäftsaussichten des zweiten Halbjahrs 2020: ernüchternd

Fragt man den Handel, wie er das zweite Halbjahr einschätzt, sagen nur sechs Prozent, dass die Lage „deutlich besser“ wird, 34 Prozent beurteilen sie als „etwas besser“. Aufgrund der fehlenden Verkäufe und der daraus resultierenden Verluste, die in den Monaten März und April verbucht wurden, kann vielfach durch den Verkauf von Fahrzeugen in den kommenden Monaten kaum oder kein Geld verdient werden. Hier sehen 32 Prozent die Gesamtsituation im zweiten Halbjahr negativ, 27 Prozent schätzen sie „auf jetzigem Niveau bleibend“ ein.

Als erfreulich mag dabei klingen, dass weniger Entlassungen wegen Corona erfolgt sind. Trotz der für den Autohandel schwierigen Situation mussten nur 16 Prozent der Händler Mitarbeiter entlassen. Dagegen konnten 78 Prozent ihre Mannschaft vollzählig über die Monate des Lockdowns bringen.

Wunsch nach Pkw-Zulassungsprozess im Autohandel wird stärker

Hier würden 85 Proznt der Händler es begrüßen, die Zulassung von Fahrzeugen ohne Zutun einer Behörde, sprich Zulassungsstelle, selbst vornehmen zu können. Dass zum Zeitpunkt der Befragung im Juni die Situation an den Zulassungsstellen den Prozess der Fahrzeugzulassung in erheblichem Maße beeinflusst hat, bestätigen 59 der Befragten.

Der Automobilhandel stehe vor einem extrem herausfordernden zweiten Halbjahr, so ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Erst habe das Warten auf die dann doch nicht beschlossene Autokaufprämie auch für schadstoffarme Verbrenner für Zurückhaltung gesorgt.

„Und jetzt zögern viele Kunden den Autokauf hinaus, um die ab 1. Juli sinkende Mehrwertsteuer mitzunehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kfz-Zulassungsstellen teilweise auch jetzt noch gar nicht oder lediglich eingeschränkt verfügbar sind. Jedes Fahrzeug, das beim Handel steht und nicht zugelassen werden kann, bindet Kapital, das für die Händler aktuell besonders wichtig für das wirtschaftliche Überleben ist. Diese Erfahrung zeigt uns ganz klar: Wir brauchen jetzt sehr schnell die Online-Zulassung im Autohaus. Technisch dürfte das kein Problem sein, es gibt jedoch noch rechtliche Fragen zu klären. Denn auf Dauer dürfen wir uns nicht derartig von einer schwerfälligen Bürokratie abhängig machen. Dieses Verhalten ist nicht mehr zeitgemäß.“

Jürgen Karpinski, Präsident Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK)

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