Elektroautos: Klimabilanz falsch?

Elektroautos: Klimabilanz falsch?

7. Juli 2020 1 Von Dr. Frauke Hewer

Ein Beratungsunternehmen hat untersucht, wie die Klimabilanz alternativer Antriebsarten aussieht. Eine neue Studie soll zeigen, dass die Klimabilanz von Elektroautos bisher falsch berechnet wird. Stimmt das?

Die Stahl Automotive Consulting aus dem bayerischen Grünwald hat jetzt untersucht, welche Klimabilanz alternative Antriebsarten haben. Der Fehler in den bisherigen Berechnungen liegt laut dem Unternehmen daran, dass nur Emissionen berücksichtigt werden, die direkt zugeordnet werden können. Das sind Emissionen durch fossile Kraftstoffe und deren Transport, regenerative Stromerzeugung und Batterieproduktion.

Klimabilanz: E-Autos fahren in Deutschland oft mit Kohlestrom

Es wird laut der Unternehmensberatung aber nicht berücksichtigt, dass der erhöhte Energiebedarf für E-Autos es erschwert, Kohlekraftwerke abzuschalten, weil der Bedarf kurz- und mittelfristig nicht durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Bei einer Gesamtbetrachtung von Umwelt-, Finanz- und Strukturaspekten liegen nach der neuen Studie in der CO2-Bilanz synthetische Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren vor Wasserstoff mit Brennstoffzelle und dann erst folgen die Elektrofahrzeuge. Die nationale Mobilitätsstrategie sollte nach Meinung der Berater also aus Umweltschutz- und Kostengründen dringend überdacht werden.

Ein wichtiges Ziel ist es, CO2 im Verkehrssektor zu reduzieren. Nur Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe seien Alternativen zur Elektromobilität, da sie nicht auf fossilen Energieträgern basieren und nicht im Wettbewerb zum Nahrungsmittelanbau stehen, heißt es in der Studie. Wasserstoff könne zu erheblichen CO2-Einsparungen beitragen – jedoch sei die Technologie mit hohen Kosten und Risiken verbunden. Mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge würden neue Fahrzeuge und neue Produktionskapazitäten für Wasserstoff erfordern. Diese müssten zunächst aufgebaut werden. Dazu brauche es eine neue Distributionsinfrastruktur.

Sind synthetische Kraftstoffe die Retter der Klimabilanz?

Synthetische Kraftstoffe haben den Vorteil, dass sie grundsätzlich in bestehenden Fahrzeugen eingesetzt werden können und die bestehende Infrastruktur nutzen. Setzt man erneuerbare Energien vor allem in sonnenreichen Gebieten ein, um diese Kraftstoffe zu erzeugen, wird der Effizienznachteil mehr als ausgeglichen. Würde man die Ausgaben für E-Mobilität zur Subvention synthetischer Kraftstoffe einsetzen, ließen sich damit bis 2030 bis zu 600 Mio. t CO2 einsparen.

Die Elektromobilität als Königsweg zur CO2-Reduktion, dieser Schluss ist laut Stahl Automotive Consulting falsch. Um die vereinbarten Emissionsziele zu erreichen, müssten nach ihren Angaben bis 2030 über 10 Mio. Elektrofahrzeuge in Deutschland im Einsatz sein. Die brauchen aber enorme, zusätzliche Mengen Strom (+30 TWh in 2030).

Stromnachfrage steigt durch Elektroautos

Die zusätzliche Stromnachfrage würde den Kohleausstieg verzögern, da es ein Konkurrenzverhältnis von Kohleausstieg und Elektromobilität gibt. Erneuerbare Energien seien nicht beliebig und kostenfrei zu erhöhen. Der verfügbare Strom kann Kohlekraftwerke ersetzen oder Elektrofahrzeuge betreiben. Der CO2 Ausstoß der Kohlekraftwerke ist bekannt, zum Ausstoß durch Herstellung und Betrieb von Elektrofahrzeugen gibt es viele Einzelwerte, die SAC zu einem Ganzen zusammengeführt hat. Aus der Studie, die öffentlich einsehbar ist, geht hervor, dass durch die Elektromobilität im Zeitraum 2020 – 2030 in Deutschland die CO2-Emissionen um bis zu 40 Mio. t CO2 steigen und keineswegs sinken.

Ein weiterer Faktor sind laut den Unternehmensberatern die gesamtgesellschaftlichen Kosten. Betrachtet man die Kostenunterschiede zwischen E-Fahrzeugen und Verbrenner, ergeben sich nach ihrer Studie bis 2030 Zusatzkosten zwischen 47 und 75 Mrd. EUR – je nach Preisentwicklung der Fahrzeuge. Dieser Wert ergibt sich aus den höheren Kosten für Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur und der zusätzlichen CO2-Emissionen, reduziert um die beim E-Fahrzeug günstigeren Energiekosten.

„Es ist Zeit, die deutsche E-Mobilitätsstrategie zu überdenken. Die konsequente Förderung synthetischer Kraftstoffe bringt unter dem Strich wesentlich mehr CO2-Einsparung bei deutlich geringerer Belastung unseres Gemeinwesens.“

Pressemitteilung Stahl Automotive Consulting
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