Fuhrparkleiter wollen zum Verbrenner zurück

Fuhrparkleiter wollen zum Verbrenner zurück

3. April 2024 0 Von Jürgen Rinn

Das DAT Barometer des Monats März 2024 nimmt die Sicht der Fuhrparkleiter auf die Situation im Frühjahr 2024 unter die Lupe. Denn Firmenfuhrparks sind eine verlässliche und wichtige Quelle für neue Fahrzeuge auf unseren Straßen.

Im Zentrum der meisten Fuhrparkentscheidungen stehen die Fuhrparkleiter. Sie garantieren die Mobilität für die Betriebsangehörigen, die entweder auf einen eigenen, nach den Richtlinien des Unternehmens weitestgehend selbst konfigurierten Dienstwagen zugreifen können (sog. User Chooser), oder die in vordefinierten Pkw ihre Dienstreisen antreten. Sie setzen sich mit neuesten Technologien auseinander und müssen zwischen Elektrifizierung des Fuhrparks und weiterhin hohem Mobilitätsbedarf abwägen. Derzeit sind noch mehrheitlich Diesel-Pkw in den Flotten im Einsatz. Doch auch steuerliche Vorteile für BEV oder PHEV spielen für Dienstwagenfahrer eine entscheidende Rolle, wenn auch gleichzeitig einige Fuhrparkleiter sich mit Wünschen ihrer Kollegen konfrontiert sehen, die wieder zum Verbrenner zurückkehren möchten.

Die Elektrifizierung schreitet voran

Bei der Verteilung der Antriebsarten in den Firmenfuhrparks ist in den letzten vier Jahren ein deutlicher Trend hin zur Elektrifizierung erkennbar. Dennoch bleibt der Diesel auch 2024 die am weitesten verbreitete Antriebsart (62 Prozent aller Pkw in Fuhrparks). Der Rückgang des Diesels als Antriebsart im Vergleich zu 2021 ist allerdings deutlich sichtbar (-14 Prozent). Gestiegen ist dagegen der Anteil der alternativen Antriebe (2021: 10 Prozent, 2024: 23 Prozent). Unter ihnen sind 2024 vor allem BEV mit 59 Prozent stark vertreten. PHEV spielen mit 31 Prozent zwar noch eine wichtige, aber untergeordnete Rolle. Letztgenannte machten vor vier Jahren mit 54 Prozent noch den größten Anteil der alternativen Antriebsarten aus.

Fuhrparkleiter schätzen E-Mobilität verhalten ein

Auf die Frage, wie sie die Entscheidung der Politik hinsichtlich des festgelegten Ausstiegs aus der Verbrennertechnologie beurteilen, halten 69 Prozent der Fuhrparkleiter dies nicht für den richtigen Weg. Ferner ist die große Mehrheit (74 Prozent) der Ansicht, die Nutzer ihrer Flotte wären nicht in der Lage, alle Strecken rein batterieelektrisch zurückzulegen. Auch wenn diese Einschätzung nach wie vor auf hohem Niveau liegt, so ist doch ein Rückgang gegenüber 2023 zu erkennen (-7 Prozentpunkte). Zudem gaben 45 Prozent zu Protokoll, sie hätten Dienstwagenberechtigte, die wieder zum klassischen Verbrenner zurückkehren möchten. Ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr von 13 Prozentpunkten.

Auto-Abos werden wenig für Interimsmobilität eingesetzt

Fuhrparkleiter benötigen häufig Interimslösungen, wenn etwa Fahrzeuge wegen Werkstattbesuchen nicht verfügbar, bestellte Neuwagen nicht lieferbar sind oder dienstwagenberechtigte Mitarbeiter in der Probezeit noch keinen eigenen Dienstwagen fahren. Dann greifen 86 Prozent (2023: 77%) der Fuhrparkleiter auf Poolfahrzeuge zu, also Pkw, die bereits im Fuhrpark vorhanden, aber keinem Fahrer zugewiesen sind. Angebote von Autovermietungen nutzen 62 Prozent. Auto-Abos werden derzeit von 19 Prozent der Fuhrparkleiter genutzt. Laut DAT-Report ist das ein leichter Rückgang um zwei Prozentpunkte zum Vorjahr. Carsharing-Angebote werden nur von sechs Prozent der Fuhrparkleiter in Anspruch genommen.

Kommentar zum DAT Barometer 2024 mit Fokus auf gewerbliche Fuhrparks

„Das vorliegende DAT Barometer 2024 mit Fokus auf gewerbliche Fuhrparks macht nochmal deutlich: 1. Es geht voran. 2. Die Unternehmen sind Vorreiter und können für die Mobilitätswende ein Leuchtturm sein. Im Pkw-Bestand in Deutschland hat sich der Anteil von rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) auf 2,9 Prozent erhöht. In Fuhrparks sind es fast 14 Prozent. Alternative Antriebe insgesamt liegen dort bei 23 Prozent und haben sich seit 2021 verdoppelt. Dass die Quote nicht noch höher ist, liegt unter anderem daran, dass die Elektrifizierung der Fuhrparks zwar im vollen Gange, aber eine Umstellung oft aus den verschiedensten Gründen noch nicht möglich und darüber hinaus alles andere als trivial ist.
Die von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen und Prozesse führten zurückblickend zu einer Reduzierung der Investitionsdynamik in Elektrofahrzeuge. Die Förderung 2023 für Unternehmen zu beenden und gleichzeitig nicht den Bestellzeitpunkt, sondern den Zulassungstermin als Stichtagskriterium der Förderwürdigkeit anzusetzen, war kontraproduktiv. Hierauf haben wir als Mobilitätsverband mehrfach hingewiesen. Lieferschwierigkeiten der Hersteller und nach wie vor fehlende Fahrzeugtypen (z. B. Kombifahrzeuge) kommen und kamen dazu. Resultat sind Planungsunsicherheiten, die eine spürbare Zurückhaltung von Unternehmen erklären können. Und nach wie vor muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter angekurbelt werden, damit Elektromobilität sich langfristig durchsetzen kann.
Entscheidend sind aber Hard- und Softskills: Einmal, ob mit vorhandenen Modellvarianten und Reichweiten von E-Fahrzeugen der Mobilitätsbedarf der Unternehmen überhaupt abgedeckt werden kann und ob die Mitarbeitenden bereit sind, sich auf Alternativen einzulassen. Nicht zu vergessen, dass das Thema für Unternehmen und Mitarbeitende oft ein völlig neues Feld ist und das Fachwissen und die Erfahrung fehlt. Qualifizierungsmaßnahmen sind deswegen dringend notwendig. Das wäre ein Bereich, in dem die Politik sinnvoll fördern könnte. Denn wenn alles so schwierig gemacht wird, dann sehnen sich die Verantwortlichen zurück zu den Zeiten, als es noch einfacher sowie vertraut war und bestellen Verbrenner.“

Axel Schäfer, Geschäftsführer Bundesverband Fuhrparkmanagement e.V.
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