Gerd Heinemann: „Der Kunde wird nach Corona nicht mehr der Alte sein“
10. Juni 2020Ohne Marktforschung fällt der Blick in die Zukunft schwer. Ein Spezialist in dieser Disziplin im Automobilgeschäft ist Gerd Heinemann. Mit der BBE automotive betreut er viele Kunden aus der Branche. Wir haben mit ihm geplaudert.
amt: Wenn Sie nochmal Ihre berufliche Karriere starten würden, wäre das wieder im Automotivsektor?
Gerd Heinmann: Auf jeden Fall, Autos waren schon als Kind meine größte Leidenschaft. Mein BWL-Studium im Fachbereich Handel war noch breit ausgelegt, in klassischen Branchen wie Textil oder Lebensmittel hätte ich mich aber wahrscheinlich nicht wohlgefühlt. Da fehlte die emotionale Verbundenheit.
Automotive ist eine spannende Branche
amt: Was mögen Sie besonders an dieser Branche?
Gerd Heinemann: Die Branche ist vielfältig und umfasst neben ganzen Autos, LKWs oder Motorrädern auch viele Teile- und Zubehörkomponenten. Viele Dinge sind anders als in anderen Branchen auch zu quantifizieren, da wir den Bestand an Fahrzeugen im Detail kennen. Heute ist die Branche auch im Kontext zur Mobilität allgemein zu sehen. Da kommen spannende Themen der Zukunft auf uns zu.
amt: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Automotivbranche und Ihren Arbeitgeber in den nächsten Jahren?
Gerd Heinemann: Die Mobilität ist im Wandel, viele wollen die individuelle Mobilität einschränken. Das wird in den nächsten Jahren nicht funktionieren, da für fast alle deutschen Autofahrer der eigene Besitz wichtig ist. Es wird aber weniger gefahren, was insgesamt weniger Aftersales bedeutet, auch Kaufentscheidungen werden davon betroffen sein. Auch der Kunde wird nach Corona nicht mehr der Alte sein.
Bei den Männern gefragt…
amt: Wie ist die Resonanz auf ihr berufliches Umfeld in Ihrer Familie und bei Ihren Freunden?
Gerd Heinemann: Im Männerkreis ist man ein gefragter Gesprächspartner, bei den Damen fehlt es aber oft an Themen aus dem beruflichen Alltag. Mein persönliches Engagement zum Beispiel bei Oldtimern findet dabei bei den meisten Männern großes Interesse und führt zu einem intensiven Austausch.
amt: Wenn Sie nicht in der Automotivbranche arbeiten würden, für welche Branche würden Sie sich entscheiden und warum?
Gerd Heinemann: Interessant finde ich das Thema Standort und Immobilien. Ich habe große Freude daran, Ideen für einen bestehenden Standort zu entwickeln. Insbesondere dann, wenn man „querdenken“ kann
Nach vorne blicken geht nicht ohne Marktforschung
amt: Sie sind ja nicht nur automotive-Profi, sondern in erster Linie Marktforscher. Warum glauben Sie dass Marktforschung für Unternehmen wichtig ist?
Gerd Heinemann: Im Moment steht das Thema für viele nicht im Fokus, Krisenmanagement ist angesagt. Gerade jetzt gilt es aber nach vorne zu blicken. Das geht zumeist nicht ohne Marktforschung. Viele Themen können über sekundärstatische Daten transparent gemacht werden, Befragungen sichern Entscheidungsalternativen solide ab. Hier zu sparen macht keinen Sinn und kostet nachfolgend viel Geld.
Raus aus der Schockstarre
amt: Und zum Schluss: wie ist Ihre Einschätzung der Auswirkungen der Corona-Krise auf den Automotive Aftermarket? Gibt es schon Tendenzen, die Sie ausmachen können?
Gerd Heinemann: Wir müssen aus der Schockstarre herauskommen. In der Nahrungskette stehen die Automobilhersteller ganz oben, sie entscheiden über das Schicksal der Zulieferer, des Handels und der Dienstleister. Die Fahrzeughersteller müssen jetzt trotz konjunkturellem Gegenwind innovativ sein, neue Märkte und Kundengruppen erschließen und auch erfolgreich sein.
Foto: BBE automotive
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