Kfz-Branchen-Aussichten für 2022: heiter bis wolkig

Kfz-Branchen-Aussichten für 2022: heiter bis wolkig

17. Februar 2022 0 Von Jürgen Rinn

Wie wird das Jahr 2022, froh und heiter oder ungemütlich? Da ist man sich in deutschen Autohäusern und Werkstätten noch nicht ganz sicher, so lautet zumindest das Fazit des Berner Branchenbarometers. Dazu hat der B2B-Großhändler insgesamt 1.350 Kfz-Profis aus mehreren europäischen Ländern befragt, wie sie die Geschäftslage in der Kfz-Branche 2022 einschätzen. Die Berner Group ist ein familiengeführtes europäisches Handelsunternehmen.

Während ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen europäischen Ländern ehr zuversichtlich auf 2022 blicken, halten sich deutsche Kfz-Profis mit optimistischen Prognosen bislang eher etwas zurück. Als teilweise gedämpft wirkt sich die Stimmung für die Kfz-Branche 2022 derzeit insbesondere im deutschen Pkw-Bereich aus. Hier befürchtet jeder vierte Betrieb (24 Prozent), dass das Werkstattgeschäft 2022 „schlechter“ oder „viel schlechter“ anläuft als im Vorjahr.

Kfz-Branche 2022: Die Skepsis hat zugenommen

„Nachrichten wie die anhaltende Störung der globalen Lieferketten, der sich verschärfende Chipmangel oder der starke Einbruch bei Neuzulassungen tragen zu einer gewissen Verunsicherung bei.“

Florian Sommer, zuständiger Leiter des Mobility-Segments bei der Berner Group

Sommers Ausführungen zufolge kommt noch hinzu, dass in Folge der Omikron-Variante die Menschen jetzt wieder vermehrt im Homeoffice arbeiten und privat seltener unterwegs sind. „Das bremst das Werkstattgeschäft ebenfalls, weil sich die Kilometerleistung der Autos dadurch natürlich insgesamt erheblich reduziert“, erklärt Florian Sommer und merkt an: „Diese Entwicklung kennen wir bereits aus anderen Märkten. Als beispielsweise Österreich im November in den Lockdown ging, haben sich die Erwartungen der Entscheider in den Werkstätten direkt verdunkelt.“

Vertrauen auf schnelle Erholung

Branchenkenner wissen, dass das Werkstattgeschäft auch in Krisenzeitengeeignet ist, vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Pkw-Betriebe hält deshalb mindestens ein gleichbleibendes Ergebnis für machbar, 23 Prozent erwarten einen Wachstumsschub. Noch etwas positiver fällt die Prognose im Nutzfahrzeugbereich aus. Hier hoffen 26 Prozent der befragten Werkstätten auf deutlich höhere Umsätze als zuletzt. Über die Hälfte, 53 Prozent, erwarten eine unverändert stabile Geschäftsentwicklung.

„Im Nfz-Segment konnten wir schon 2021 ein insgesamt etwas freundlicheres Stimmungsbild beobachten. Dazu trägt unter anderem bei, dass die Laufleistung bei Transportern und schweren Lastwagen weiter zunimmt. Damit einher geht ein zunehmender Wartungs-, Service- oder Reparaturaufwand, von dem Werkstätten profitieren. Daneben waren gerade bei schweren Nutzfahrzeugen die Zulassungszahlen in 2021 deutlich stabiler als im Pkw-Segment,“ erklärt Florian Sommer.

Die Situation im Ausland ist unterschiedlich

Ein ähnliches Stimmungsbild wie in Deutschland zeigt sich auch in Österreich. 21 Prozent der dortigen Autohäuser und Pkw-Werkstätten erwarten, dass 2022 besser oder viel besser wird als das Vorjahr (Nfz 18 Prozent). Immerhin 60 Prozent sehen keinen großen Unterschied (Nfz 59 Prozent). Deutlich optimistischer als in der DACH-Region ist die Stimmungslage in einigen anderen europäischen Ländern für die Kfz-Branche 2022.

„Insbesondere Italien sticht im Vergleich der Märkte heraus“, betont Florian Sommer. Bemerkenswerte 60% der italienischen Pkw-Betriebe sind fest davon überzeugt, ein stärkeres Ergebnis zu erzielen als im Vorjahr (Nfz 56 Prozent). Lediglich 8 Prozent rechnen mit weniger Arbeit. Nicht ganz so euphorisch wie Italien, aber dennoch überaus positiv, schätzt man auch in Frankreich die Situation ein. So hält im Pkw-Segment mehr als jeder Dritte (36 Prozent) ein Plus für möglich. Im Nfz-Bereich ist jeder Vierte (25 Prozent) dieser Meinung. Dass die Auftragsbücher 2022 leerer sein werden als im Vorjahr, glauben hingegen nur jeweils rund 10 Prozent der befragten Kfz-Profis.

„In den positiven Zahlen aus Italien und Frankreich kommt zum Ausdruck, dass beide Länder – unter anderem aufgrund höherer Impfquoten – schon etwas weiter sind, wenn es darum geht, mit dem Virus im Alltag zu leben“, erklärt Florian Sommer und machtdeutlich: „Wichtige Parameter wie die stabil wachsende Laufleistung bei Fahrzeugen oder bei den Neuzulassungen sorgen für zusätzlichen Rückenwind in den Betrieben. Die gute Stimmung spiegelt sich auch in dem wider, was unsere Außendienstmitarbeiter von unseren eigenen Kunden hören.“

Foto: Berner

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