Corona: Verbände möchten Autoverkauf schnell wieder erlauben

Corona: Verbände möchten Autoverkauf schnell wieder erlauben

15. April 2020 0 Von Jürgen Rinn

Die Auswirkungen der Corona-Krise schlagen voll auf den Automobilhandel durch. Seit dem 16. März, als in Berlin die Einschränkungen für den Handel beschlossen wurden, sind die Verkaufsräume der Autohändler gesperrt, nur die Werkstätten dürfen sie offenhalten. Und auch dort verzeichnen die Unternehmer inzwischen deutliche Umsatzeinbußen. Die Verbände VDA, VDIK und ZDK fordern gemeinsam mit der IG Metall, dass der Autoverkauf an Endkunden schnell wieder erlaubt werden soll.

Autoverkauf steht und fällt mit dem Anspringen der Wirtschaft

Ziel der automobilen Spitzenverbände VDA (Verband der Automobilindustrie), VDIK (Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller) und ZDK (Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe) sowie die IG Metall ist es, die wirtschaftlichen Aktivitäten so schnell wie gesundheitlich verantwortbar wieder hochzufahren. Der Handel sei mit einer kaum noch zu verkraftenden Menge vorfinanzierter Lagerfahrzeuge konfrontiert, die wegen der angeordneten Schließung seiner Verkaufsstellen stationär nicht mehr veräußert werden dürften. Das Kfz-Gewerbe ist extrem stimmungsabhängig und ob Firmen nach der Corona-Krise in Stimmung seien, neue Autos zu kaufen oder zu leasen, hängt davon ab, wie schnell die Wirtschaft wieder anspringt.

„Noch mehr Fahrzeuge können die Betriebe nicht aufnehmen. Damit kommen auch Zulieferung und Produktion zum Stillstand bzw. können nicht wieder angefahren werden. Unsere Bitte lautet daher, schnellstmöglich und in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden und den Bundesländern den stationären Verkauf von Kraftfahrzeugen an Endkunden nach dem nächsten Treffen der Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder wieder zu erlauben.“

Schreiben von VDA, VDIK, ZDK und IG Metall an Kanzlerin Merkel

Ohne Öffnung des Kfz-Handels droht Insolvenzwelle

Dadurch ließe sich das Risiko der Insolvenz einer Vielzahl von Unternehmen in einer Schlüsselbranche Deutschlands mit allen sich daraus ergebenden volkswirtschaftlichen Konsequenzen und den finanziell wie sozial schwerwiegenden Folgen von Arbeitsplatzverlusten für die betroffenen Beschäftigten und ihre Familien minimieren, so die Unterzeichnenden. „Der Automobilhandel mit zahlreichen kleinen und mittelständischen Betrieben ist massiv von den Beeinträchtigungen durch die Corona-Krise betroffen“, macht ZDK-Präsident Jürgen Karpinski dabei zum Thema Autoverkauf deutlich.

Das Kraftfahrtbundesamt meldete für März 215.100 Pkw-Neuzulassungen, – 38 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. „Dies ist der höchste Rückgang auf dem Pkw-Markt in einem Monat im wiedervereinigten Deutschland“, stellte der Verband der Automobilindustrie VDA fest. Mit einem Minus von 30 Prozent habe der Auftragseingang aus dem Inland im abgelaufenen Monat – Corona bedingt – ebenfalls deutlich unter dem Vorjahresniveau gelegen.

Harte Zeiten für den Automobilhandel

Die Autohäuser sehen dramatische Zeiten auf sich zukommen. In einer Umfrage des ZDK, an der sich 1310 Unternehmen beteiligten, meldeten 80 Prozent der Befragten schon vor dem Verkaufsverbot einen deutlichen Rückgang der Besuche im Autohaus und einen ebenso stark nachlassenden Auftragseingang. Für die Händler geht es unter anderem um handfeste Fragen. Sie wollen wissen, ob die mit den Herstellern vereinbarten Jahresziele angepasst werden und wie mit den Verkaufsprämien verfahren wird. Sie fordern, die Ziele wenigstens für März und April als erfüllt gelten zu lassen. Außerdem sollten die Abschlagszahlungen für finanzierte Fahrzeuge ausgesetzt und die Laufzeiten für finanzierte Fahrzeuge verlängert werden.

„Dass die Zahl der Betriebsinhaber und Geschäftsführer, die Angst vor kurzfristiger Zahlungsunfähigkeit haben, von 40 auf 35 Prozent gesunken ist, ist mitten in der Krise eine positive Nachricht, die sicher auch auf den verschiedenen Stützungsmaßnahmen von Bund und Land basiert“, sagt Carsten Beuß, Hauptgeschäftsführer des Verbandes des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg. Fast zwei Drittel der befragten Betriebe haben die Soforthilfe beantragt, 46,2 Prozent nutzen die Möglichkeit, Steuern und Beiträge stunden zu lassen. 22,5 Prozent wollen Überbrückungskredite nutzen.

Den Nachfragerückgang bei den Werkstattdienstleistungen, nennt er angesichts der wirtschaftlichen Lage der Betriebe fast tragisch: „Nie war es einfacher, einen Werkstatttermin zu bekommen.“ Das gelte auch für den anstehenden Räderwechsel. Deshalb sein Rat: „Wer jetzt verschiebt, steht nachher Schlange.“

Foto: Bundesregierung.de

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