Das Lastenrad für den Postboten

Das Lastenrad für den Postboten

7. Juli 2022 0 Von Dr. Frauke Hewer

Früher kam der Postbote mit dem Fahrrad. Das hat sich an vielen Orten geändert. Und ändert sich gerade wieder. In Schweden und Dänemark setzt jetzt PostNord auf die Postzustellung per Lastenrad. Die moderne Version hat natürlich einen E-Antrieb.

Dass die letzte Meile nur mit dem Auto funktioniert, widerlegen derzeit einige Unternehmen. Nun kommt noch eines hinzu. In Kopenhagen oder Stockholm jedenfalls sind die elektrisch unterstützten Dreiräder schon unterwegs. Hergestellt werden die neuen blauen Zustellräder von VSC.Bike, einem deutschen Spezialisten für Lastenräder. Bei der Entwicklung mussten einige Besonderheiten beachtet werden.

Eine Vision wird Realität – dank Lastenrad

Bis 2027 alle Transporte auf der letzten Meile emissionsfrei zustellen – dieses Ziel hat sich das skandinavische Postunternehmen PostNord auf die Fahnen geschrieben. PostNord ist ein Zusammenschluss aus der schwedischen „Posten“ und der dänischen Post. Die Flotte von PostNord hat ungefähr 5000 elektrische Fahrräder, Mopeds und Kleinfahrzeuge und ist eine der größten elektrischen Transportflotten in Europa.

Acht Lastenräder des Modells VS3E sind aktuell auf ihrem Weg nach Schweden und für 2022 bis 2023 sind weitere Lieferungen geplant. Auch für Dänemark sollen Lastenräder bestellt werden; hier entwickelt VSC.Bike gerade ein Testmodell. Die Zusammenarbeit kam durch eine internationale Ausschreibung im Jahr 2020 zustande, bei der sich VSC.Bike als ein bevorzugter Lieferant positionieren konnte.

Klima hat Einfluss auf die Entwicklung des Lastenrads

Bei der Entwicklung von passenden Zustellrädern mussten die besonderen klimatischen Bedingungen der nordischen Länder beachtet werden. Die längere Dunkelheit beispielsweise erfordert zusätzliche Beleuchtung, um gute Sichtbarkeit im Winter zu gewährleisten: Geografisch gesehen, müssen die VS3E-Versionen „Kopenhagen“ und „Stockholm“ bis zum 59. Breitengrad einsetzbar sein. Das entspricht etwa der Lage der Stadt Stockholm. Außerdem besitzen die gelieferten Ausführungen zwei Hinterreifen und bieten somit als Trike bei Schnee und Glätte den Vorteil der Standsicherheit. Dank der zusätzlichen Stabilität können so auch Pakete mit mehr Gewicht sicher transportiert werden.

Pakete zustellen kein Problem

Die Möglichkeit, Distanzen mit schwereren und größeren Ladungen überbrücken zu können, war ein wichtiges Kriterium für PostNord. Während die Anzahl an klassischen Briefen immer weiter zurückgeht, steigt das Volumen an Kleinsendungen – von Paketsendungen ganz zu schweigen. In Deutschland ist die Briefmenge von 2000 bis 2017 um 18 Prozent gesunken, rund drei moderate Prozent pro Jahr. In Dänemark hingegen sank das Briefvolumen im gleichen Zeitraum um insgesamt 82 Prozent. Briefzusteller- und Zustellerinnen transportieren jedoch nicht nur Postkarten, Briefe und Großbriefe, sondern auch kleinformatige Warensendungen und kleinere Päckchen. Dafür benötigen sie zusätzlichen Platz auf dem Zustellrad: Deshalb wurden die VSC-Trikes hinten mit einer großen, wetterfesten Transportbox von 1,53 m2 ausgestattet.

Durch die Mitnahme von Paketen steigt oftmals auch das Transportgewicht und die Räder sind schwerer zu manövrieren. Hier bieten motorisierte Lastenräder wie das VS3E einen erheblichen Vorteil gegenüber klassischen Zustellfahrrädern: Anfahr- und Schiebehilfe entlasten die Zusteller und Zustellerinnen.

Um den Klimawandel aufzuhalten, muss die Logistikbranche eine erhebliche Transformation durchmachen. Für Postzusteller können Lastenräder in der Stadt bei hohem Verkehrsaufkommen und vielen Zwischenstopps eine preiswerte und praktikable Alternative zum Kraftfahrzeug sein.

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