Digitaler Fußabdruck interessiert die Autofahrer

Digitaler Fußabdruck interessiert die Autofahrer

31. März 2022 0 Von Jürgen Rinn

Dass ein digitaler Fußabdruck niemanden interessiert, bestreitet eine neue Studie. Auch Autofahrer wollen erfahren, was mit ihren Daten passiert. Sie wissen, dass die vielen Daten Fluch und Segen zugleich sind.

Der moderne Mensch hinterlässt einen immer größeren digitalen Fußabdruck. Ob beim Surfen im Netz oder beim Absenden einer Mail, jedes Mal, wenn wir zu Smartphone und Laptop greifen, Apps nutzen oder via Internet einkaufen, hinterlassen wir digitale Spuren. Zeitgemäße Autos mit ihren elektronischen Assistenten generieren ebenfalls immer mehr Daten, nicht nur zu Position und Bewegung des Fahrzeugs, sondern auch zu dessen technischen Daten, zum Fahrer selbst, etwa seine Aufmerksamkeit bzw. Müdigkeit betreffend, sowie zur jeweiligen Umgebung.

Diese Daten haben ein großes Potenzial zur Vernetzung, was derzeit nach Expertenmeinung noch in den Anfängen steckt. Längst sind Fahrzeuge zu mobilen Datenerfassungsgeräten geworden. Das kann hilfreich sei, wirft aber auch die Frage auf, wer über ihre Verwendung bestimmt. Nach Ansicht der Fachleute ist jedoch davon auszugehen, dass in Zukunft immer mehr solcher sogenannter Mobilitätsdaten untereinander sowie mit externen Kontextdaten verknüpft und für immer mehr unterschiedliche Zwecke genutzt werden.

Digitaler Fußabdruck ist zeitgemäß

Viele verwenden ihn, ohne sich über seine tatsächliche Bedeutung umfänglich klar zu sein. Besser spräche man eigentlich von digitalen Fingerabdrücken. Denn die sind persönlich, individuell, leicht zurück zu verfolgen, während Fußabdrücke eher suggerieren, dass man von ihnen nicht gleich eine Verbindung zu ihrem Verursacher herstellen kann. Doch beim digitalen Fußabdruck ist genau das Gegenteil der Fall.

Bei jeder Nutzung des Internets hinterlassen wir individuelle Spuren, anhand derer die „digitalen Fährtensucher“ unser Verhalten im Netz, unsere Vorlieben und Aversionen nachvollziehen können. Als digitalen Fußabdruck bezeichnet man alle Daten, die bei jeglicher Online-Aktivität und -Kommunikation entstehen und die sich auf einzelne Personen oder zumindest einen Haushalt zurückführen lassen. Dazu gehören sämtliche verwendete Apps, jede Anfrage im Internet und alle Daten, die online hoch- oder heruntergeladen, verschickt und empfangen werden.

Das Internet vergisst nichts

Angeblich sind die meisten Nutzer von Smartphone, Tablet und Rechner sich auch durchaus bewusst, welch einen „Trampelpfad“ an Daten sie im Internet hinterlassen. Das gab zumindest die Mehrheit der Befragten zu einer neuen, von der HUK-Coburg geförderten Studie zum Thema „Big Data in der Mobilität“ für die Studiengesellschaft für verbrauchergerechtes Versichern e.V., das Goslar Institut, an. Die Menge und die Vernetzung der Daten wird jedoch vielfach unterschätzt, obwohl es sich in der Regel um persönliche Daten handelt, von denen oft nicht klar ist, ob deren Verursacher sie bewusst her- oder freigeben möchten.

Wie unterschiedlich die Wahrnehmungen der befragten Studienteilnehmer zur „Daten-Raffmentalität“ ihrer Autos sind, veranschaulichen Aussagen, die von „ich verteile Daten wie das Krümelmonster Krümel“ bis hin zu „ich denke, dass ich mit dem Auto nur wenige Datenspuren hinterlasse“ reichen. Zahlreiche Befragte äußerten auch die Hoffnung, „dass mein Auto diskret ist.“

Breite Datenspur

Den Autoren zu Folge mangelt es den Befragten tatsächlich an nützlichen Informationen zu ihren Datenspuren. Daher fühlt sich die Mehrheit der Befragten auch nicht gut informiert, wäre dies aber gern. Daraus leitet sich die Forderung ab, dass die Nutzung von Daten intuitiv verständlich sein oder explizit und nachvollziehbar begründet werden sollte. Dafür spricht zum einen, dass etwa die Verkehrsassistenzsysteme, die in modernen Autos immer mehr Daten generieren, einen Zugewinn an Sicherheit, an Komfort und Entspannung bedeuten. Den möchten die meisten Autofahrer nicht missen.

Zum anderen sind viele Autofahrer durchaus bereit, ihre eigenen Daten abzugeben oder zu teilen, wenn dies mit einem nachvollziehbaren Nutzen verknüpft ist: wie etwa bei den Telematik-Tarifen der Versicherer, die vorsichtiges, vorausschauendes und umweltgerechtes Fahren monetär honorieren. Als weiteres wichtiges Ergebnis der Studie gilt, dass die Verbraucher sich selbst mit in der Verantwortung sehen, wenn es um ihre Daten geht.

Über deren Nutzung wollen sie definitiv (mit-)entscheiden. Doch sie haben den Eindruck, zu wenig entscheidungsfähig zu sein und deshalb ihrer Verantwortung nicht gerecht zu werden oder nicht gerecht werden zu können. Deshalb erwarten sie, dass die Verantwortlichen in der Politik dafür die Voraussetzungen schaffen.

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