Elektro-Lkw: das geht auch bei der ganz schweren Klasse

Elektro-Lkw: das geht auch bei der ganz schweren Klasse

16. August 2019 0 Von Dr. Frauke Hewer

Seit Anfang 2019 ist beim Logistikdienstleister Schmitt in der Nähe von Rastatt ein schwerer Elektro-Lkw im Einsatz. Er ist Teil eines mehrjährigen Praxistests, die sich auch im Vergleich mit Oberleitungs-Lkw messen müssen.

Der 25-Tonner verkehrt zwischen dem Lager von Logistik Schmitt in Ötigheim und dem rund sieben Kilometer entfernten Werkteil Rastatt des Mercedes-Benz Werks Gaggenau. Logistik Schmitt setzt den eActros anstelle eines konventionellen Diesel-Lkw beim Transport von Getriebegehäusen ein. Dabei bewältigt der eActros mit rund 200 Kilometern Reichweite eine Tagesstrecke von etwa 168 Kilometern im anspruchsvollen Dreischicht-Betrieb.

Ab 2021 soll die Serienproduktion losgehen

Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Trucks: „Der Mercedes-Benz eActros ist bei unseren Testkunden in Deutschland und der Schweiz mittlerweile fest in den Alltagseinsatz integriert. Hier hat der eActros bereits mehrere zehntausend Kilometer rein batterieelektrisch zurückgelegt. Auch vollbeladen und bei Hitze oder Kälte erfüllt er seinen Auftrag erfolgreich. Dies bestärkt uns in unserem Ziel, ab dem Jahr 2021 lokal emissionsfreien Lieferverkehr auch mit schweren Serien-Lkw zu ermöglichen. Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit Logistik Schmitt die Erprobung des eActros weiter vorantreiben, denn aus den daraus gewonnenen Erfahrungen werden wir aufbauen, wenn wir die Vergleichsfahrten mit dem Oberleitungs-Projekt eWayBW durchführen. Erste positive Rückmeldungen von Logistik Schmitt stimmen uns sehr optimistisch.“

Zuverlässig und mit genügend Reichweite

Rainer Schmitt, geschäftsführender Gesellschafter von Logistik Schmitt: „Als zukunftsgewandter Logistiker leisten wir unseren Beitrag, um unsere Branche umweltfreundlich zu gestalten. Mit dem Mercedes-Benz eActros sind wir schon heute leise und lokal emissionsfrei unterwegs. Dabei sind wir absolut flexibel mobil. Der Praxiseinsatz zeigt: Der eActros eignet sich hervorragend für den Pendelverkehr. Er ist zuverlässig, stets einsatzbereit und seine Reichweite deckt das Tagespensum sicher ab.“

„Im engen Austausch mit den Experten von Mercedes-Benz Trucks hatten wir vorab die zentralen Fragen zum Einsatzprofil und der nötigen Ladeinfrastruktur geklärt. Zum Start des eActros hatten unsere Fahrer zudem eine umfassende Schulung und Einweisung in den Elektro-Lkw erhalten. Der eActros transportiert nun bis zu zwölf Tonnen Gewicht und fährt täglich zwölf Touren mit insgesamt 168 Kilometern. Aufgeladen wird er über eine mobile Ladestation zwischen den einzelnen Touren während den Be- und Entladungsvorgängen auf unserem Gelände“, so Schmitt weiter.

Demnächst: Vergleich zwischen Elektro-Lkw und Oberleitungs Lkw

Im Rahmen des Projekts eWayBW soll der Warentransport auf der B462 bei Rastatt mit dem Betrieb von Diesel-Hybrid-Oberleitungs-Lkw testweise elektrifiziert werden. Parallel dazu finden Vergleichstests des eActros zum Oberleitungs-Projekt statt. Hierbei kommt eine weiterentwickelte Version des eActros mit höherer Tonnage und Reichweite zum Einsatz.

Logistik Schmitt wird mit der weiterentwickelten Version des eActros ebenfalls vom Lager in Ötigheim aus dann das gut 14 Kilometer entfernte Mercedes-Benz Werk Gaggenau mit Achskomponenten beliefern – hauptsächlich über die B462. Diese Strecke entspricht damit zum Großteil der des Oberleitungs-Projekts. Auch die Spezifikationen des eActros werden mit denen der Oberleitungs-Lkw in Sachen Leistungsfähigkeit vergleichbar sein. Die etwa ein Jahr andauernde Parallelfahrt von eActros und Oberleitungs-Lkw liefert die wichtigsten Daten und Erkenntnisse für den Vergleich beider Konzepte, beispielsweise zur Einsatzeignung der Fahrzeuge.

Innerhalb dieser Phase ist auch ein Direktvergleich mit dem Oberleitungs-Lkw vorgesehen. Dabei fährt der eActros für ca. ein bis zwei Wochen die exakte Oberleitungs-Strecke. Dies dient der Validierung der zweiten Phase. Beim Direktvergleich transportiert der eActros – genau wie die Lkw des Oberleitungs-Projekts – Papierrollen auf der ca. 18 Kilometer langen Strecke von den Papiermühlen in Gernsbach-Obertsrot zum Logistik-Standort der Firma Fahrner in Kuppenheim.

Ebenfalls Vergleich mit Diesel-Actros

Als neutraler Aufsatzpunkt für den Konzeptvergleich wird ein konventioneller Diesel-Actros nach Abgasnorm Euro VI mit Messtechnik ausgestattet und auf der Oberleitungs-Strecke fahren. Auf diese Weise wird der Energieverbrauch der Elektro-Lkw – batterieelektrisch und Oberleitung – mit dem Verbrauch eines Dieseltrucks verglichen.

Daimler plant keinen Oberleitungs-Lkw

Daimler arbeitet als globaler Hersteller an Zukunftslösungen, die weltweit eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Umsetzung haben. Diese sieht das Unternehmen im Augenblick bei der Oberleitung aufgrund ihrer hohen Infrastrukturkosten nicht – auch angesichts der rapiden Entwicklung der Batterie- und Brennstoffzellentechnologie.

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