Passende Wellpappschachteln einfach selbst produzieren

Passende Wellpappschachteln einfach selbst produzieren

15. August 2019 0 Von Dr. Frauke Hewer

Das Problem wächst: nicht nur der Online-Handel braucht immer mehr verschiedene Pappschachteln und wechselnden Losgrößen. Doch je weniger Wellpapp-Produkte man abnimmt, umso mehr kosten sie. Die Lösung: Wellpappschachteln einfach selbst produzieren. Das macht jetzt zum Beispiel das Handels- und Logistikunternehmen CGOODS aus dem ostwestfälischen Borgholzhausen.

Maßgeschneiderte Wellpappkartons in beliebiger Stückzahl

Möglich wird dies durch den Einsatz der Autobox von Kolbus. Das ist ein neues modulares Maschinenkonzept zur Herstellung von Zuschnitten für Wellpappschachteln. In der Standardausstattung kann man damit bereits über 100 Standard-Schachtelarten nach FEFCO-Code (Féderation Européenne des Fabricants du Carton ondulé) fertigen, einschließlich Trennwänden und Palettenboxen.  Für CGOODS war dies genau das Mittel der Wahl.

Denn bei CGOODS gehört es quasi zur DNA, ehemalige Kostenfaktoren in Profitbringer zu verwandeln. C-Teile, darunter versteht man alles, was ein Unternehmen abseits von Investitionsgütern, Rohstoffen und Vorprodukten so braucht: Dinge des täglichen Bedarfs wie Paletten, Arbeitskleidung, Verpackungen, Kartonagen oder Umreifungsband und vieles mehr. Ziel von CGOODS ist es, die Beschaffung effizienter zu gestalten. Bei minimaler eigener Lagerhaltung sollen stets alle diese Güter in der benötigten Menge verfügbar sein. Daher war die Logistik von Beginn an Teil des Services von CGOODS.

Immer kleinere Losgrößen bei Wellpappschateln

Besonderes Wachstum erfuhr die Lagerlogistik für Verpackungen, speziell Wellpappschachteln für Versand- und Umverpackungen: Weil der Platz dafür bei den Kunden oftmals begrenzt ist, übernimmt CGOODS deren Lagerung und Lieferung „in time“ und in bedarfsgerechten Größenordnungen. Die Maße dieser Kartonzuschnitte variieren stark. Mit steigender Nachfrage stieg auch die Anzahl unterschiedlicher Kartons, die CGOODS für seine Kunden vorhalten musste. Schon bald drohte das Lager aus allen Nähten zu platzen. „Hinzu kommt, dass die Handelsmargen für solche Produkte sehr niedrig sind“, berichtet Rainer Schwarberg, der bei CGOODS als geschäftsführender Gesellschafter die Geschäfte führt.

Er beobachtet außerdem: „Die Stückzahlen, die bei uns geordert werden, gehen runter, dafür wird häufiger bestellt und in wechselnden Formaten. Besonders der Online-Handel forciert diese Entwicklung. Hier werden oft passende Kartons jeweils für ein spezielles Produkt benötigt.“ Das führte zu der Überlegung, kleine Losgrößen selbst herzustellen. „Das Rohmaterial würde viel weniger Platz verbrauchen, und wir könnten sehr schnell auf unterschiedliche Nachfragen reagieren“, so Schwarberg. Dass hier die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht, ergibt sich von selbst. Also begannen Rainer Schwarberg und Markus Hemmen Anfang 2019 kurzentschlossen mit der Suche nach einer technischen Lösung, die genau dies gewährleistet.

Flexible Maschine für die Wellpappe gesucht

Auf der Messe CCE im März des Jahres in München sahen sich die beiden verschiedene dieser Lösungen an. Auch Kolbus war mit seiner Autobox als Aussteller vor Ort. „Wir suchten nach einer flexiblen Maschine mit sehr kurzen Rüstzeiten“, schildert Rainer Schwarberg die Ausgangslage. „Die Autobox überzeugte uns durch ihre Fähigkeit, Zuschnitte bis zu einer Größe von 2,50 mal sechs Meter verarbeiten zu können, wie sie bei uns beispielsweise für den Versand von Fahrrädern geordert werden. Hinzu kam die einfache Bedienung über das Touchscreen-Display, die Formatwechsel in weniger als einer Minute ermöglicht.“
Mit der Autobox-Maschine können die Mitarbeiter bei CGOODS Zuschnitte individuell nach Bedarf programmieen, wobei die Breite zwischen 10 Zentimeter und 2,6 Meter betragen kann. Die Länge ist im Prinzip unbegrenzt, es können alle Wellpappenarten verarbeitet werden.

Bei aller Flexibilität kommt auch die Produktivität nicht zu kurz: Der Ausstoß erreicht bis – je nach Größe – zu 1200 Schachteln in der Stunde. Mit der Multi-out-Option können auch zwei Schachteln nebeneinander produziert werden, was die Produktionsleistung glatt verdoppelt. Das Modul Autobox MC erhöht durch zusätzliche Messer die Zahl der produzierbaren FEFCO-Schachteltypen auf fast das Doppelte. Automatische Beladungs- und Abstapelmodule vervollständigen die Palette der Möglichkeiten. Wirtschaftlich ist auch der Energieverbrauch, der um rund 50 Prozent geringer als derjenige vergleichbarer Maschinen ist.

Autobox leicht zu bedienen

Besonders die automatische, programmgesteuerte Einstellung der Längs- und Querschneider sowie der Rillwerkzeuge beeindruckte die beiden Geschäftsführer. „So lässt sich die Autobox auch von geringer qualifiziertem Personal sicher bedienen ­– in Zeiten des Fachkräftemangels durchaus nicht allein eine Frage der Bezahlung“, sagt Rainer Schwarberg. „Durch das modulare Konzept lässt sich die Maschine außerdem um ein Digital- oder Flexodruckwerk, eine Vollautomatisierung und eine Heavy-duty-Option zur Verarbeitung von Dreifachwelle erweitern.“ Bereits enthalten sind zwei Stanzmodule, mit denen sich beispielsweise Tragegrifföffnungen in die Zuschnitte schneiden lassen.

Auch sonst passte die Kolbus-Lösung perfekt zu CGOODS: „Wir investieren nachhaltig und bevorzugen Lieferanten aus unserer Region – nicht zuletzt, weil dies kurze Wege für den Service bedeutet.“ Außerdem entscheiden Schwarberg und Hemmen gerne spontan: Sie kauften kurzerhand die Ausstellungsmaschine, die Mitte Juni geliefert und innerhalb von zwei Tagen aufgestellt wurde. Bereits am folgenden Tag war die Autobox einsatzbereit, und tatsächlich wurde sie bereits für die Produktion genutzt: Online-Apotheken und der KFZ-Teile-Handel zählen zu den ersten Kunden, die von dem Angebot der Verpackungsproduktion nach Bedarf Gebrauch machen.

„Dass wir so schnell in die Produktion gekommen sind, lag auch am exzellenten Support durch die Kolbus-Mannschaft“, sagt Rainer Schwarberg. „Wir müssen aber noch nicht in die Vollen gehen, weil wir noch Lagerbestände abverkaufen können. Das gibt uns Zeit zum Lernen – für die Mitarbeiter einerseits und die Ausgestaltung der Prozesse.“ Dabei geht es unter anderem um die Einbindung in die eigene Verpackungsentwicklung sowie Rückmeldungen aus dem Markt. Die Erfahrungen, die in dieser Phase gemacht werden, sollen dann auch in die Entscheidungen für weitere Investitionen fließen, etwa bei der Erweiterung um ein Druckwerk – schließlich gibt es gerade im Online-Handel einen starken Trend zu bedruckten Versandverpackungen. Eine kombinierte Klebe- und Heftverschlussmaschine wird ebenfalls kurzfristig in Betrieb genommen.

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