EU verschärft die CO2-Grenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge

EU verschärft die CO2-Grenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge

13. Dezember 2023 0 Von Jürgen Rinn

Das Europäische Parlament beschließt die Verschärfung der CO2-Grenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge. Demnach werden die Nutzfahrzeughersteller verpflichtet, die durchschnittlichen CO2-Emissionen bei schweren Nutzfahrzeugen bis 2030 um 45 Prozent, bis 2035 um 65 und bis 2040 um 90 Prozent zu senken. Das Potenzial, CO2-Emissionen durch emissionsfreien Schwerlastverkehr zu vermeiden, ist groß. So stoßen schwere Lkw und Busse derzeit rund ein Drittel der CO2-Emissionen im Straßenverkehr aus. Das Vorgehen der EU stößt vielerorts nicht gerade auf Euphorie, wie etwa beim VDA.

„Die EU verschärft die CO2-Grenzwerte deutlich, ohne dabei notwendige flankierende Maßnahmen zu verabschieden und damit einen tatsächlich realisierbaren Hochlauf alternativer Antriebe sicherzustellen. Eine reine Verschärfung der CO2-Grenzwerte wird zudem zum Umstieg nicht befähigen, sondern lediglich die Nutzung von Lkw und Busse mit konventionellem Antrieb unmöglich machen. In der Nutzfahrzeugbranche besteht ohnehin ein hohes Kostenbewusstsein. Somit werden CO2-emissionsfreie Lkw und Busse erst dann in hohen Stückzahlen in die Fuhrparks aufgenommen, wenn batterieelektrische oder mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge auf der Straße profitabler fahren als solche mit konventionellem Motor.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller

Dazu müsse aber auch die entsprechende Infrastruktur geschaffen werden „Die ist aktuell noch nicht einmal annähernd vorhanden“, erklärt VDA-Präsidentin Hildegard Müller, die vom Grundsatz her hinter den Zielen steht. Aber solange nicht erkennbar sei, wann für die schweren Fahrzeugklassen im Fernverkehr ein ausreichendes, öffentlich zugängliches Lade- und Betankungsnetz vorhanden ist, hätten die angestrebten CO2-Reduktionsziele und Verbrenner-Ausstiegsdaten für schwere Nutzfahrzeuge reinen Symbolcharakter.

ZDK beklagt fehlende Unterstützung für klimaneutrale Verkehrswende

„Eine technologieoffene Lösung hätte den Marktakteuren im Nutzfahrzeugbereich bedeutend mehr Handlungsspielraum geboten, um die für ihr Geschäftsmodell passende Antriebstechnologie zu wählen. Die Entscheidung des Europäischen Parlaments setzt nun unnötige Einschränkungen, die die bereits ehrgeizigen CO2-Reduktionsziele zusätzlich erschweren,“ macht ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Kurt-Christian Scheel deutlich.

Die fehlende Unterstützung zur praxisnahen Zulassung von E-Fuels verschärfe zudem die Herausforderungen, denen die Branche bereits gegenübersteht. „Der schon jetzt absehbare erhebliche Mangel an geeigneter Ladeinfrastruktur wird neben der noch zu geringen Verfügbarkeit bezahlbarer elektrischer Nutzfahrzeuge zu einem zusätzlichen Engpass, der die Umsetzung der ehrgeizigen CO2-Reduktionsziele weiter erschwert“, so Scheel.

Verbände wie die e-Fuel Alliance vermissen klimaneutrale Kraftstoffe

Auch der Zulieferer Mahle bedauert das, begrüßt aber das Votum zu grünem Wasserstoff. Mit Sorge sieht man dort, dass die EU-Kommission erneuerbare synthetische Kraftstoffe als Lösung nicht berücksichtigt. Mit Blick auf die Bestandsflotte werde hier Potential zur beschleunigten Reduzierung von CO2-Emissionen verschenkt. Dagegen begrüßt die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) den Beschluss des Europäischen Parlamentes als sachgerecht und verweist auf die Möglichkeit, treibhausgasreduzierte alternative Kraftstoffe wie zum Beispiel Biokraftstoffe oder synthetische Kraftstoffe für die Zielerfüllung einsetzen zu können. Mit Blick auf das beschränkte Mengenpotenzial bei Biokraftstoffen sei eine Biokraftstoffstrategie gefordert, die sich auf Anwendungsbereiche konzentriert, die praktisch nicht zu elektrifizieren sind. Dazu gehöre insbesondere der Schwerlastverkehr, aber auch die Land- und Forstwirtschaft. Dieser technologieoffene Ansatz schließe auch die Entwicklung batterieelektrischer Antriebe sowie die Nutzung von Wasserstoff für Brennstoffzellen ein und ermögliche die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren. Diese müssten dann die stetig steigende Anforderungen an die emissionsrechtliche Zulassung erfüllen.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Iveco

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