Fachkräftemangel bedroht den Handel

Fachkräftemangel bedroht den Handel

22. März 2023 0 Von Dr. Frauke Hewer

Der Fachkräftemangel betrifft inzwischen die meisten Unternehmen. Marktforscher aus Köln haben untersucht, wie sich der Engpass auf digitale Talente auswirkt.

Welche Maßnahmen können Handelsunternehmen gegen den Fachkräftemangel ergreifen? Antworten soll eine neue ECC CLUB Studie liefern. Dafür hat man Händler und Hersteller sowie Angestellte in digitalen Berufsfeldern befragt. Wichtig nach Ansicht der Studienautoren sind neue Wege der Personalsuche, flexible Arbeitskonzepte und das Einbeziehen der Mitarbeitenden.

Unternehmen und Mitarbeiter spüren den Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel stellt den Handel vor große Herausforderungen, insbesondere digitale Talente werden händeringend gesucht. Unbesetzte Stellen führen aber nicht nur auf Unternehmensseite zu Problemen, auch bei den Mitarbeitern sind die Folgen spürbar. Je vier von zehn befragten digitalen Talenten geben an, dass sie durch den Fachkräftemangel flexibel andere Aufgaben übernehmen müssen (44 Prozent), mehr Überstunden machen (42 Prozent) und sich neue Kompetenzen aneignen (42 Prozent).

Als Ausweg aus der anhaltenden Überforderung und Unzufriedenheit ziehen es 61 Prozent der Gen Z in Betracht, die Branche zu wechseln. In der Gen Y denken 44 Prozent über einen Jobwechsel nach. Dies verdeutlicht den akuten Handlungsbedarf für Unternehmen im Handelsumfeld, um digitale Talente zu gewinnen und zu binden.

Social Media sind relevant für die Personalgewinnung

Jeder zweite junge Mensch mit digitalen Kompetenzen bestätigt die Relevanz von Social-Media-Plattformen bei der Jobsuche. Die Mehrheit der Händler und Hersteller erkennt das Potenzial und nutzt bereits verschiedene Kanäle zur Personalsuche. Doch während die Unternehmen stärker auf die beruflichen Netzwerke Xing (60 Prozent) und LinkedIn (55 Prozent) setzen, präferiert die Gen Z Instagram (67 Prozent) und TikTok (40 Prozent).

Läuft der Bewerbungsprozess einmal, ist Schnelligkeit gefragt: Knapp zwei Drittel der jungen Talente wünschen sich eine persönliche Rückmeldung innerhalb von maximal einer Woche nach Eingang der Bewerbung. Um diesen Anforderungen nachzukommen, helfen unter anderem schnelle Entscheidungswege und standardisierte Prozesse auf Unternehmensseite. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann nützlich sein: Rund die Hälfte der Händler und Hersteller gibt an, dass durch den Einsatz von KI eine automatisierte Suche, automatisierte Bewertungen und eine Prognose zur Eignung der Bewerber mittels Datenanalyse sichergestellt werden können.

Das Gehalt bleibt wichtig

Ebenfalls elementar zur Gewinnung neuer Mitarbeiter sind flexible Arbeitsmodelle, die während der Coronapandemie für viele (junge) Arbeitnehmer zum Muss geworden sind. Neben der Option auf Homeoffice wünschen sich drei Viertel der Gen Z die Möglichkeit aus dem Ausland zu arbeiten. Wichtigste Stellschraube zur Mitarbeiterbindung bleibt aber für 84 Prozent der Befragten das Gehalt. Auch der Wunsch, mitzuwirken und in Entscheidungen einbezogen zu werden, gewinnt an Relevanz.

Dr. Ralf Deckers, Bereichsleiter Customer Insights am IFH Köln, konstatiert, dass die Mehrheit der Mitarbeiter sich aktiv in die Entwicklung des Unternehmens einbringen will und in Entscheidungsprozesse eingebunden werden möchte. Dadurch verändere sich auch die Rolle der Führungskräfte, die zunehmend als Mentor und Motivator fungieren müssten. Wertschätzung, gute Kommunikation und Agieren auf Augenhöhe gehören dabei laut Deckerst zu den wichtigsten Kompetenzen der Vorgesetzen.

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