Neuwagenmarkt war schon vor Corona schwach

Neuwagenmarkt war schon vor Corona schwach

30. März 2020 0 Von Jürgen Rinn

Im aktuellen DAT-Barometer werden die Fahrzeugsegmente betrachtet. Zeitlich betrifft die Analyse den Monat Februar 2020 und damit den letzten noch weitestgehend normalen Automobilmonat vor dem Einschnitt durch die Covid-19-Pandemie. Der Neuwagenmarkt zeigt sich im Gegensatz zum GW-Markt zu Jahresbeginn schwach. Die Neuzulassungen sind im Februar traditionell schwach, aber ein Rückgang von kumuliert neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zeigt die Auswirkungen von Vorzieheffekten aus 2019.

Neuwagenmarkt: keine rosigen Aussichten

Bei der Betrachtung der alternativen Antriebe ist eine gesunde Skepsis notwendig: Beispielsweise zählen von allen neu zugelassenen Pkw der oberen Mittelklasse 59 Prozent zu den alternativen Antrieben. Dies liegt daran, dass in der KBA-Statistik alle Pkw mit 48-Volt-/Mildhybrid-Technologie nicht mehr zu den klassischen Verbrennern, sondern zu den alternativen Antrieben gezählt werden. Deshalb werde die Betrachtung der KBA-Zahlen im Trend nicht mehr nach Diesel- und Benzinantrieb fortgeführt, sondern die reinen batterieelektrischen Pkw und Plug-In-Hybride separat ausgewiesen, heißt es bei der DAT.

Neu zugelassene Elektro-Pkw erreichen im Februar ein neues Hoch (8.154 Einheiten).Gemessen an den Gesamtzulassungen liegt ihr Anteil bei 3,4 Prozent. Neue Plug-In-Hybride kommen auf 3,5 Prozent Marktanteil (8.354). Auf dem Gebrauchtwagenmarkt registriert das KBA im Februar 1.066 reine Elektro-Pkw und 1.156 Plug-In-Hybride. Beide kommen auf einen Marktanteil von 0,2 Prozent.

Rasche Entscheidungen sind nötig

„In der öffentlichen Diskussion werden aktuell sämtliche Überlegungen über die voraussichtlich gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen der massiven Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus nachrangig behandelt. Dennoch kann sich kein verantwortlich denkender Mensch der Frage verschließen, wie es wohl nach der Lockerung der staatlichen Maßnahmen in seinem persönlichen Umfeld und an seinem Arbeitsplatz weitergeht. Gerade vor dem Hintergrund der aktuell noch vorherrschenden Unklarheiten über die weitere Entwicklung der Pandemie sind auch von den Unternehmen in der automobilen Wirtschaft rasche und schmerzliche Entscheidungen zu treffen, um die Folgen der Deutschlandquarantäne zu überleben. Es ist allerdings auch keine Frage, dass dies – trotz diverser staatlicher Hilfen – nicht allen Unternehmen in unserer Branche ohne Blessuren oder auch größeren Schäden gelingen wird. Allen wünsche ich auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen bei der DAT gutes Gelingen, Standhaftigkeit und das immer notwendige Quäntchen Glück bei der Bewältigung der Krise. Vor allem aber beste Gesundheit und persönliches Wohlergehen.“

Jens Nietzschmann, DAT-Geschäftsführer

Prognose Neuwagenmarkt: 810.000 Autos weniger in März und April

Nach einer Berechnung des internationalen Marktbeobachters Berylls für die Zeitschrift „Auto, Motor und Sport“ werden im März und im April in Europa 810.000 Autos weniger gebaut als geplant. 2019 wurden in Europa rund 15 Millionen Fahrzeuge produziert. Aktuell haben der Berylls-Analyse zufolge fast 100 Automobilwerke plus zahllose Produktionsstätten der Zulieferer ihre Arbeit unterbrochen. Am stärksten betroffen ist Deutschland. Hier erwarten die Analysten ein Minus von 249.000 Fahrzeugen.

Prof. Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach bei Köln, rechnet durch die Produktionsausfälle mit Umsatzverlusten von bis zu 80 Milliarden Euro. Im besten Fall sei der Höhepunkt der Infektionen in Deutschland Mitte April erreicht, dann würde die Einnahmen-Delle laut Bratzel etwa zehn Prozent betragen. Das bedeutet, dass allein die deutsche Automobilindustrie auf mehr als 40 Milliarden Euro Umsatz verzichten müsste.

Sollten die Neuinfektionszahlen erst Anfang bis Mitte Mai abflauen, würde es im Idealfall noch zwei bis drei Wochen dauern, bevor die Produktion wieder auf vollen Touren läuft. Dann könnten die Umsatzverluste leicht auf 20 Prozent steigen, so Bratzel. Das wären rund 80 Milliarden Euro.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Bremerport

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