Per Pedes oder Fahrrad: Corona bringt die Leute in Bewegung
17. Juli 2020Eine Versicherung wollte es wissen. Und befragte Deutsche nach ihren Fortbewegungsarten. Im Fokus der Untersuchung: hat die Corona-Pandemie die Art verändert, wie wir unterwegs sind? Die Antwort ist keine gute Nachricht für alle, die mit motorisierten Fahrzeugen zu tun haben. Ein Gewinner ist das Fahrrad.
Die aktuelle YouGov-Umfrage zeigt, wie sich die Nutzung von verschiedenen Fortbewegungsarten durch die Corona-Pandemie verändert hat. Fast alle motorisierten Verkehrsmittel verlieren an Relevanz. Denn: die Deutschen fahren seltener mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Dafür gehen sie häufiger zu Fuß oder fahren Rad. Dafür hat man mehr als 2.000 Bundesbürger befragt. Obwohl das private Auto wegen der geringen Infektionsgefahr als Krisen-Gewinner gilt, greifen einige Deutsche nicht mehr so oft darauf zurück. Für den öffentlichen Verkehr bedeutet die aktuelle Situation gleich doppelt Probleme: Weniger Pendler fahren ins Büro und von denen, die normal zur Arbeit müssen, verzichten aus Angst vor Infektionen viele auf Bus und Bahn.
Lieber an der frischen Luft
Ganz allgemein sind seit COVID-19 motorisierte Fortbewegungsmittel weniger gefragt, als noch zu Beginn des Jahres. Das liegt auch daran, dass durch Kontaktbeschränkungen, Home-Office und Kurzarbeit bei vielen die Wege zu Arbeit, Schule und Universität entfallen. Dafür gehen die Befragten deutlich häufiger zu Fuß (36 Prozent) oder nutzen ein Fahrrad (19 Prozent). Das gilt für Männer wie Frauen gleichermaßen. Allerdings geben 43 Prozent der weiblichen Befragten an, dass sie gar nicht mit dem Rad fahren. Bei den Männern sagen das nur 32 Prozent. Förderlich für diese Entwicklung ist wohl auch der Trend zum Spazierengehen, um in Corona-Zeiten vor die Tür zu kommen.
Gerade im Corona-Frühling haben sich viele Deutsche ein Fahrrad, E-Bike oder Pedelec zugelegt. Den Trend zum Fahrrad sieht Verkehrsexperte Martin Schmitz positiv: „Man stelle sich vor, wir hätten die Fahrgastzahlen im ÖPNV vom letzten Jahr – zusammen mit der aktuellen Radnutzung. Das wäre ein großer Schritt in Richtung Verkehrswende und die richtige Entwicklung für das Klima. Daran müssen wir anknüpfen. Sonst erleben wir noch mehr Pkw-Staus in unseren Städten, wenn es wieder kühler wird.“
Bus und Bahn sind out
39 Prozent der Befragten fahren seltener mit Öffentlichen Verkehrsmitteln als vor Beginn der Corona-Pandemie. Nur jeder fünfte Deutsche (18 Prozent) nutzt den ÖPNV wie gewohnt. Für mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Befragten spielt diese Art der Fortbewegung gar keine Rolle im Mobilitätsmix. Auffällig: Bei den 18- bis 24-Jährigen fahren 55 Prozent weniger mit Bus und Bahn. Dafür geben nur 14 Prozent an, dass sie gar keinen ÖPNV nutzen. Martin Schmitz, Vorstandsvorsitzender des Forums für Verkehr und Logistik: „Nach dem guten Wetter in den letzten Wochen, Arbeiten von zu Hause und intensiver Pandemie-Berichterstattung sind die Menschen nicht mehr gewohnt, teils verunsichert, mit Bus und Bahn zu fahren.“
Wegen Corona mit dem Auto
Gefühlter Gewinner der Corona-Pandemie ist das eigene Automobil. Die Umfrage zeigt jedoch: Nur 19 Prozent der Befragten fahren häufiger mit dem Auto als zuvor. Weitere 19 Prozent geben an, dieses Fortbewegungsmittel seltener zu nutzen. Besonders junge Menschen (26 Prozent) steigen aktuell auf das Auto um. Immerhin 14 Prozent aller Befragten kommen ganz ohne einen Pkw aus.
Verlierer sind auch Taxi und Mietwagen
Die Angst vor einer erhöhten Ansteckung spiegelt sich neben dem ÖPNV auch in weniger Fahrten mit fremden Pkw wider: 19 Prozent der Befragten fahren aktuell weniger mit dem Taxi, 10 Prozent nicht mehr so oft mit Fahrgemeinschaften. Mietwagen oder Carsharing-Angebote nutzen 9 Prozent weniger als vor der Corona-Epidemie. Allerdings spielen diese Fortbewegungsarten für viele Befragte gar keine Rolle: Taxi (62 Prozent), Fahrgemeinschaften (76 Prozent) und Mietwagen sowie Carsharing (79 Prozent).
E-Scooter weniger beliebt
Obwohl deutlich mehr Menschen Fahrrad fahren, bleibt die Nachfrage nach Elektromobilität auf zwei Rädern gering – abgesehen von E-Bikes. Für 85 Prozent der Befragten spielen E-Scooter als Fortbewegungsmittel gar keine Rolle. Lediglich 10 Prozent geben an, dass sie überhaupt E-Scooter nutzen. Von denen fahren jedoch 46 Prozent weniger als noch vor einigen Monaten. Das ist darauf zurückzuführen, dass ein Großteil der Elektrogefährte von Verleihfirmen in Großstädten betrieben wird. Die haben ihr Angebot zurückgeschraubt, weshalb E-Scooter an vielen Stellen gar nicht mehr verfügbar sind. Bleiben viele Pendler im Home-Office, entfallen nicht nur Fahrten mit Bus und Bahn, sondern auch mit E-Scootern. Die Angst vor einer Ansteckung am Leihgefährt tut ihr übriges.
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