ADAC rät Autofahrern dazu, günstige Ersatzteile zu verlangen
23. Januar 2024Was viele nicht wissen, tatsächlich kann bei der Reparatur am Auto oder beim Kauf von Ersatzteilen Geld gespart werden, ohne dass die Qualität darunter leidet. Hierzulande bezahlen Autofahrer im Mittel bis zu 440 Euro pro Jahr für Reparaturen und Wartung ihres Fahrzeugs. Dabei sind Unfälle nicht mit eingerechnet. Das geht aus einer aktuellen Studie der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) hervor. Doch es geht auch preisgünstiger, wie Experten feststellen. Der ADAC rät Autofahrern dazu, auf die Ersatzteilpreise zu achten.
Bestimmte Ausgaben lassen sich nicht vermeiden, wie etwa Steuer und Versicherung, Treibstoffkosten und Aufwendungen für Wartung und Reparaturen. Die gilt es generell einzukalkulieren, doch es gibt auch Einsparmöglichkeiten. Die werden immer interessanter, weil selbst kleine Reparaturen inzwischen große Löcher in den Geldbeutel reißen können.
Dieser Kostenzuwachs ist in immer weiter steigenden Preisen für Ersatzteile zu suchen. Mit dem erneuten Preisanstieg setze sich eine Entwicklung fort, die seit 2013 zu beobachten sei, stellt der GDV fest. „Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen rasant und deutlich schneller als die Inflationsrate“, verdeutlicht GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen. Während der Verbraucherpreis-Index seit Januar 2013 um knapp 28 Prozent stieg, seien die Ersatzteilpreise um mehr als 70 Prozent nach oben gegangen, berichtet der Experte.
Einsparmöglichkeiten bei Ersatzteilen in den Vordergrund stellen
Bei der Reparatur am Auto oder Kauf von Ersatzteilen lässt sich Geld sparen, ohne dass die Qualität darunter leidet, macht man beim ADAC deutlich. Zum Beispiel durch Ersatzteile vom freien Teilemarkt. Die gibt es in freien Werkstätten von freien Anbietern, und die sind oft deutlich billiger als die Originalteile des Autoherstellers. Auch die Stundensätze in den freien Werkstätten seien meist niedriger als bei den Marken-gebundenen Wettbewerbern, so der Autofahrerclub.
Hier verweisen die Experten darauf, dass die im freien Teilemarkt angebotenen Produkte überwiegend von Zulieferern stammen, die ihre Waren in gleicher oder ähnlicher Ausfertigung an die Autohersteller liefern. Am freien Markt bieten sie diese Teile nur unter dem eigenen Namen an. In dem Zusammenhang betont der ADAC, dass im Schnitt nicht mal ein Drittel der Teile eines Fahrzeugs von den Autoherstellern selbst produziert werde. Mehr als zwei Drittel stammen demnach von Zulieferern, die dann eben auch den freien Autoteilehandel beliefern.
Auch in der Markenwerkstatt gibt es günstigere Teile
Allerdings rät der Automobilclub in dem Zusammenhang auch zu Obacht, weil mit Begriffen wie „Original-Ersatzteilqualität“ oder „Identteile“ keine neutralen Prüfungen verbunden sind, die belegen könnten, dass die gleiche Lebensdauer wie bei Herstellerteilen erreicht wird. Daher empfiehlt der ADAC, nur Ersatzteile aus sicheren Quellen und von namhaften Anbietern zu kaufen. Und wenn der Preisvorteil einmal die 30 Prozent deutlich übersteigt, sollte man besonders vorsichtig sein, so die Experten.
Als eine weitere Möglichkeit, die Kosten bei Reparaturen zu senken, empfehlen Fachleute die Verwendung von Austausch- und Gebrauchtteilen. Denn nicht immer ist ein komplettes Neuteil vonnöten. Vielmehr können einzelne Komponenten, statt ganzer Baugruppen ausgetauscht und damit Geld gespart werden. Durch die Nutzung von Austauschteilen werden Rohstoffe gespart, wobei man häufig noch die gleiche Garantie wie bei kompletten Neuteilen erhält.
Es muss nicht immer ein neuer sein – Reifenreparatur ist oft günstiger und schont Ressourcen
Eine Reifenpanne am Auto ist nicht nur unangenehm und nervig, sie kann auch ordentlich ins Geld gehen. Es muss aber nicht automatisch immer ein neuer Reifen sein. Eine günstigere und dazu noch Ressourcen schonende Lösung ist die Reparatur des Reifens. „Im Prinzip lässt sich an Reifen sehr viel reparieren“, erklärt Christian Koch, Reifen-Sachverständiger bei DEKRA. Ein kleiner Schaden muss nicht gleich zum Austausch des kompletten Reifens führen. Fachgerecht repariert, kann man ihn oft trotzdem noch lange fahren.
„Das Knifflige an einer Reifenreparatur ist weniger die Durchführung der Reparatur selbst als die fundierte Beurteilung, ob ein Reifenschaden reparaturfähig ist. Das ist eine komplexe Fragestellung, die in die Hand eines Reifenfachbetriebes mit ausgebildetem und erfahrenem Personal gehört“, betont der Sachverständige. Dies ist ein Job mit Verantwortung, denn mit der Reparatur übernimmt der Betrieb die Haftung dafür, dass der Reifen verkehrssicher und in seinen Gebrauchseigenschaften wieder genauso gut ist wie das Original.
Werkstattkosten: Stundensätze steigen deutlich
Auch ein weiteres Thema brennt den Kfz-Versicherern im Zusammenhang mit Reparaturkosten auf den Nägeln. Nach den Erhebungen des GDV verteuerten sich in den zurückliegenden Jahren nicht nur die (Original-)Ersatzteile, auch die Stundensätze in Kfz-Werkstätten wiesen einen deutlichen Aufwärtstrend auf. Nach Verbandsangaben wurden für Arbeiten an der Mechanik, Elektrik oder der Karosserie von den Werkstätten 2022 im Schnitt 173 Euro pro Stunde verlangt und damit 5,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Freie Werkstatt oder Vertragswerkstatt?
In den freien Werkstätten werden Fahrzeuge in der Regel herstellerübergreifend repariert. Hier erhalten Autofahrer alle Standardreparaturen und -Serviceleistungen. Oft gelten laut ADAC günstigere Stundensätze als bei Vertragswerkstätten. Zudem werden vorrangig preiswertere Ersatzteile aus dem freien Teilehandel verwendet statt der Originalteile der Hersteller. Dagegen sind Vertragswerkstätten an einen oder mehrere Autohersteller gebunden. Neben den Standardreparaturen lösen sie mithilfe des Herstellers auch komplexere Probleme, etwa Defekte in der Elektronik, so der ADAC.
Nach einer EU-weiten Regelung müssen die Autohersteller akzeptieren, dass beispielsweise Inspektionen oder Unfallreparaturen auch während der Garantiezeit in einer freien Werkstatt durchgeführt werden, wenn dort nach Herstellervorschrift gearbeitet wird. Der Hersteller darf Garantieleistungen dann nicht mit der Begründung verweigern, dass diese Arbeiten in einer freien Werkstatt durchgeführt wurden.
Foto: GOSLAR INSTITUT