Corona und der Autokauf: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Corona und der Autokauf: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

17. April 2020 1 Von Jürgen Rinn

Bei der Nürnberger Marktforschung puls hat man sich mit einer repräsentativen Studie bei 1.050 Auto-Interessenten mit der Frage beschäftigt, wie sich die aktuelle Corona-Krise auf den Autokauf und die Nutzung von Autos auswirkt. Dort kommt man zu erstaunlichen Ergebnissen.

Der Kfz-Handel atmet auf. Nach dem Beschluss der Bundesregierung und der Länder dürfen die Autohäuser und Verkaufsräume der Motorradhändler sowie Fahrradläden trotz Corona-Krise ab dem 20. April 2020 wieder öffnen. Die genauen Bestimmungen legen die einzelnen Bundesländer fest, so dürfte Bayern voraussichtlich erst etwas später folgen. In Sachen Corona und Autokauf gilt laut Marktforschungsinstitut puls demnach aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Autokauf wird nachgeholt

Allerdings zeige sich im Zuge der Studie, dass die Autokäufer massiv verunsichert, aber solidarisch seien, so die Autoren. Demnach verschiebe jeder Zweite seinen geplanten Autokauf, jeder Dritte wolle diesen aber unmittelbar nachholen. Aufgeschoben ist von daher nicht aufgehoben. Als bemerkenswert bezeichnet man dort auch, dass 85 Prozent der Neuwagen-Interessenten Verständnis für „coronabedingte“ Lieferverzögerungen haben.

 „Diese Solidarität sollte dem Handel Mut machen, auf Lieferverzögerungen aktiv hinzuweisen und Überbrückungsangebote zum Beispiel via Auto-Abo Fahrzeugen oder Kurzzeitmiete zu fairen Konditionen zu unterbreiten“, empfiehlt puls Geschäftsführer Dr. Konrad Weßner.

Autokauf im Netz: Kunden besser informiert

In Punkto Informationsverhalten der Auto-Interessenten führe die „Zwangsisolation“ im trauten Heim laut puls Studie dazu, dass Online-Kontaktpunkte wie Autoportale, Herstellerwebsites, Händlerwebsites, Bewertungen anderer Kunden im Internet und soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube oder Instagram signifikant an Bedeutung gewinnen, während die persönliche Verkaufsberatung unter Druck gerät. Insgesamt bewegen sich Autokäufer mehr denn je zwischen der digitalen und der analogen Welt, heißt es dort. So können sich zwei von drei Autokäufern vorstellen, ihr Fahrzeug von der Informationssuche bis zu Kaufabschluss online zu kaufen. Andererseits geben 57 Prozent an, dass eine Probefahrt beim Autokauf für sie nach wie vor unerlässlich ist.

Autohändler können Online-Auftritte und aktive Beratung sowie Erlebnisprobefahrt bieten

„Nur Autohändler können Online-Auftritte und das Riechen, Fühlen und Schmecken von Autos im Autohaus sowie aktive Beratung und Erlebnisprobefahrt aus einer Hand bieten“, erklärt Dr. Weßner zu den Wettbewerbsvorteilen des stationären Automobilhandels. Die von Corona ausgehende Digitalisierung der Verkaufsprozesse wird von daher zu einem weiteren Selektionsprozess im Automobilhandel führen, bei dem nicht unbedingt die Großen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen schlagen.

Zusätzlich treibe die „coronabedingte“ Angst vor Ansteckung auch das Bedürfnis nach professioneller Fahrzeugreinigung (37 Prozent, bei Frauen 46 Prozent) und Desinfektion des Fahrzeuginnenraums (48 Prozent, Frauen 54 Prozent). Insgesamt gewinnt laut Weßner das eigene Auto als virenfreier Rückzugsraum wohl (wieder) an Bedeutung.

Änderung des Käuferverhaltens nach dem Wiederhochfahren des Marktes denkbar    

Bei der DAT befürchtet man eine Änderung des Käuferverhaltens nach dem Wiederhochfahren des Marktes, zumindest was das Thema Gebrauchtwagen betrifft. Denn die Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt sind ebenfalls deutlich spürbar. Die DAT-Verantwortlichen gehen davon aus, dass sich nach dem Ende des Lockdowns auch Veränderungen im Konsumentenverhalten einstellen können. Dazu erklärt Jens Nietzschmann, Sprecher der DAT-Geschäftsführung: „Wie üblich beobachten wir den Markt sehr genau, und sollten sich etwa Preise nach unten entwickeln, werden wir die Gebrauchtfahrzeugwerte für den Ein- und Verkauf entsprechend anpassen. Wir rechnen damit dass, je nach Kaufkraft im Land, kleinere Fahrzeuge oder auch ältere und somit günstigere Gebrauchtwagen wieder stärker in den Fokus der Interessenten rücken werden.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler

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