Das Reparatur-Geschäft mit Caravaning-Fahrzeugen stockt

Das Reparatur-Geschäft mit Caravaning-Fahrzeugen stockt

28. September 2021 0 Von Jürgen Rinn

Der Camping-Boom hat auch Auswirkungen auf die Caravaning-Werkstätten. Kunden warten nicht selten vier oder mehr Wochen auf ihre Reparatur. Der Caravaning-Markt ist in Bewegung. Eine Chance für Freie Werkstätten, wenn sie sich entsprechend qualifizieren.

Caravaning erweist sich auch dieses Jahr als der Trendurlaub in Deutschland. Die Neuzulassungen von Reisemobilen und Caravans stiegen seit Jahresbeginn um über sechs Prozent. So wurden zwischen Januar und Juli in Deutschland rund 75.000 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen, das war mehr als je zuvor in diesem Zeitraum. Hier konnte auch ein rückläufiges Juli-Ergebnis nicht gegenstehen, was primär durch Produktionsengpässe begründet war, so der Caravaning Industrie Verband e. V. (CIVD).

Caravaning-Branche: Teile fehlen

Hier machen sich Probleme in der Produktion bei Caravans bemerkbar. Laut Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD), stehen bei den Caravaning-Herstellern hunderte Fahrzeuge, die praktisch fertig produziert sind, aber nicht ausgeliefert werden können, weil ein bestimmtes Teil fehlt. Denn die Caravaningindustrie kämpft derzeit mit Lieferschwierigkeiten, stockende Lieferketten sowie fehlende Teile und Rohstoffe hemmen zudem die Produktion.

Deshalb haben wir uns von Herrn Onggowinarso eine Einschätzung dazu eingeholt sowie ein paar Inhalte im Bereiche Servicetechnik und Aftermarket mit einfließen lassen. Der Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD) ist die Interessenvertretung des industriellen Zweigs der deutschen Caravaningbranche.

amt: Herr Onggowinarso, bis wann wird es Ihrer Meinung nach mit den Lieferengpässen so weiter gehen und was muss geschehen, dass es wieder optimal in der Produktion läuft?

Lieferengpässe bis 2022

Daniel Onggowinarso: Das ist schwer abzuschätzen, dürfte sich aber noch bis ins kommende Jahr ziehen. Die Lieferengpässe sind sowohl angebotsseitig, als auch nachfrageseitig bedingt. Hier kommen also zwei Dinge zusammen. Über die hohe Nachfrage freuen wir uns, über die fehlende Verfügbarkeit von Komponenten und Rohstoffen weniger. Zudem ist die Produktion immer noch durch Corona-Schutzmaßnahmen beeinträchtig und vor allem fehlen Fachkräfte.

Wir haben daher in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugbau (ZKF) einen neuen Ausbildungsberuf geschaffen, wodurch wir künftig junge Menschen zielgerichtet auf die Anforderungen in unserer Branche ausbilden werden. Die Effekte werden allerdings erst mittelfristig spürbar sein.

amt: Wie sieht es bei Service und Reparatur dieser Fahrzeuge aus, wer führt diese Arbeiten aus?

Daniel Onggowinarso: Es gibt ein breites und gutes Netz von rund 600 Fachhandelsbetrieben in Deutschland, welche mit ihren angeschlossenen Werkstätten auch die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen ausführen.

amt: Gibt es hier eventuelle Schwachstellen? Kann jede Kfz-Servicewerkstatt diesen und entsprechende Reparaturen leisten?

Spezielle Reparaturen beim Caravaning

Daniel Onggowinarso: Bei Reisemobilen kann man sich für Service und Reparatur des Basisfahrzeuges auch direkt an die Servicepartner des Chassisherstellers wenden. Für Reparaturen am Aufbau kommt nur der Caravaning-Fachhandel in Frage, denn beim Aufbau sind andere Fertigkeiten und Kenntnisse gefragt, beispielsweise im Bereich Sanitär und Flüssiggas, über welche der „normale“ Kfz-Mechaniker in der Regel nicht verfügt.

Zudem kommen hier auch Materialien wie Holz und GFK zum Einsatz mit denen er in aller Regel ebenfalls kaum arbeitet. Daher war es für uns so wichtig, den neuen Beruf des „Caravan- und Reisemobiltechnikers“ zu schaffen, der speziell auf unsere Branche zugeschnitten ist.

amt: Momentan spricht man in der Kfz-Landschaft auch von Ersatzteilknappheit, insbesondere bei elektronisch chipgesteuerten Komponenten. Gibt es im Bereich der Reisemobile und Wohnwagen auch im Bereich Ersatzteile Lieferengpässe und wenn ja, welche?

Chipmangel und andere knappe Ersatzteile

Daniel Onggowinarso: Vom Chipmangel sind auch wir betroffen, da die Basisfahrzeuge für Reisemobile, die fast 75 Prozent der Neuzulassungen in unserer Branche ausmachen, fehlen. Hinzu kommen fehlende Rohstoffe wie beispielsweise Holz, Klebstoff und Kunststoff für die Produktion von Teilen für den Aufbau. Das reicht von Fenster bis zu Trinkwassereinfüllstutzen. 

amt: Wie lange dauert es bei einer für die Caravaning-Zielgruppe geeigneten Werkstatt einen Termin zu bekommen?

Daniel Onggowinarso: Das ist regional und saisonal unterschiedlich, da die Fahrzeuge primär saisonal genutzt werden. Die Händler versuchen natürlich, ihren Kunden umgehend zu helfen und mit etwas Glück bekommt man dann noch einen freien Slot. Jedoch kann es insbesondere zu den Stoßzeiten schon mal einige Wochen dauern, bis ein Termin frei wird. Vier Wochen würde ich in jedem Fall immer einplanen.

Immer zuerst zum Caravaning-Fachbetrieb

amt: Und zu guter Letzt die Frage, welche Kfz-Werkstatt (Vertragspartner, freie Kfz-Werkstatt oder Partnerwerkstatt einer Kooperation) ist für Service und Reparaturen an diesen Fahrzeugen wohl am geeignetsten? Gibt es hierzu Empfehlungen?

Daniel Onggowinarso: Ich würde immer zuerst den Gang zum Markenfachhändler empfehlen und im zweiten Schritt zu den Caravan-Fachbetrieben des Zentralverbandes Karosserie- und Fahrzeugtechnik.

 Foto: Caravaning Industrie Verband e. V. (CIVD), Sarah Kastner

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