Einkaufsbarometer: Der Mittelstand muss digitaler werden
3. Dezember 2020Die Corona-Krise hat die Weltwirtschaft fest im Griff. Im Kampf gegen die Folgen der Pandemie nimmt der Einkauf in Unternehmen eine Schlüsselrolle ein. Entstandene Absatzeinbrüche erfordern neben Kostensenkungen auch Ideen für zukunftsfähige Geschäftsmodelle, Vertriebskanäle und Partner. Unterbrochene Lieferketten stellen Risikomanagement, Versorgungs- und Prozesssicherheit in den Mittelpunkt, offenbaren aber gleichzeitig die dort verankerten Schwächen und den Aufholbedarf beim Einsatz neuer Technologien und Services. Das „Einkaufsbarometer Mittelstand 2020“ bringt neue Erkenntnisse.
Wo steht der Mittelstand aktuell in der Digitalisierung? Welche Herausforderungen gibt es für den Einkauf in der Corona-Krise? Wie geht der Einkauf mit dem Megatrend KI um? In der Folgestudie „Einkaufsbarometer Mittelstand 2020“ untersuchte die Onventis GmbH in Zusammenarbeit mit der ESB Business School und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) den Status quo der Digitalisierung und den Einsatz neuer Technologien im Einkauf mittelständischer Unternehmen. Befragt wurden 285 Teilnehmer aus dem Einkauf, davon 56 Prozent Entscheidungsträger. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Die Beschaffung im Mittelstand muss digitaler werden und Trends aufgreifen.
Digitale Systeme und neue Technologien erforderlich
„Unsere Key-Findings zur Beschaffungssituation im deutschen Mittelstand zeigen, dass sich im Vergleich zu 2019 kaum etwas verändert hat. Doch gerade in der Pandemie sollte man sich nicht nur auf Ad-hoc-Trends wie die Versorgungssicherheit stützen. Besonders jetzt sind digitale Systeme in Kombination mit dem Vorantreiben neuer Technologien wettbewerbsentscheidend.“
Frank Schmidt, Geschäftsführer des All-in-One-Procurement-Plattformanbieters Onventis
Dazu folgert Prof. Dr. Kämpf von der ESB Business School: „Das Coronavirus ist ein Momentum für die Digitalisierung und der Weckruf für den Einkauf, den strukturellen Veränderungen und geschäftskritischen Auswirkungen mit Mut, technologischer Intelligenz und transformatorischem Führungsgeist zu begegnen.“
Sieben Megatrends für den Einkauf der Zukunft
Im Zuge der Corona-Krise hat sich im Rahmen des Einkaufsbarometers eines klar herausgestellt: Wer sich als Unternehmen nicht weiterentwickelt und agil auf schwierige Situationen reagieren kann, verliert entscheidende Wettbewerbsvorteile. Dasselbe gilt auch für den Einkauf. Umso wichtiger wird es, gegenwärtige Procurement-Trends zu identifizieren, zu evaluieren und anschließend auch konsequent zu implementieren, so die Autoren der Studie. Bei der Frage nach den eingesetzten Trendthemen setzt die Mehrheit (rund 30 Prozent) der Teilnehmer auf Nachhaltigkeit und Lieferantennetzwerke. Technologische Trends wie Robotic Process Automation (RPA), Künstliche Intelligenz (KI) oder Internet of Things (IoT) fallen im Vergleich deutlich ab. Das verwundert, weil diese Lösungen in Unternehmen allgemein an Popularität gewinnen. Ihr Einsatz trägt zur gezielten Optimierung operativer Prozesse bei, was wiederum zu positiven Kosteneffekten führt.
KI-Readiness-Check: Deutscher Einkauf nicht bereit für Künstliche Intelligenz
Das Einkaufsbarometer liefert eine weitere Erkenntnis: Obwohl Künstliche Intelligenz den Arbeitsalltag im Einkauf grundlegend erleichtern könnte, wird KI in mittelständischen Einkaufsabteilungen als noch nicht einsatzfähig betrachtet. Etwas mehr als die Hälfte aller KMUs und ca. 40 Prozent der mittelständischen Großunternehmen gaben an, dass ihre Organisation noch nicht bereit ist für KI. Lediglich zwei bis sieben Prozent der befragten Unternehmen haben KI in die Unternehmensstrategie aufgenommen oder Künstliche Intelligenz organisatorisch im Unternehmen verankert. In Einkaufsorganisationen besteht daher noch große Unklarheit darüber, inwiefern Data-Science und KI-Tools aktuell genutzt werden können.
Einkaufsbarometer: Die Beschaffung muss digitaler werden und Trends aufgreifen
Die Ergebnisse des Einkaufsbarometers 2020 zeigen erneut, dass die Digitalisierung weit hinter den Erwartungen zurückbleibt, und dass trotz neuer, durch die Pandemie in den Fokus gerückter Anforderungen für Digitalisierungsprojekte. Hinzu kommt, dass sich die mittelständischen Einkaufsabteilungen noch viel zu wenig mit zukunftsweisenden Trends auseinandersetzen. Von einer flächendeckenden Implementierung Künstlicher Intelligenz könne beispielsweise in naher Zukunft ebenfalls nicht ausgegangen werden.
Foto: Onventis GmbH